samoth
Dienstag, 12. Juni 2007
Der Junikäfer
Der Junikäfer steuert auf mein Glas zu.
Und hält fast in der Luft an. Kurz vor dem Glas.

Mein Glas und ich sind im 5. Stock.
Wir befinden uns am Tisch, auf dem Balkon.

Der Junikäfer brummt etwas laut.
Und ist zu schwer für seine Flügel.

Purzelt auf den Boden.
Neben meinen Fuß.

Der Junikäfer startet erneut.
Und tastet sich fliegend an meiner Hose entlang.

Er landet kurz. Und fliegt weiter.
Landet schließlich: auf meinen Zehen.

Der Junikäfer ist dick und erinnert an einen Kartoffelkäfer, in klein.
Er umgreift mit seinen beharrten Fühlern meine Zehen.

Zwischen zwei Zehen. Dann auf einem Zeh.
Ich lächle und muss ihn schließlich wegstoßen. Behutsam.

Der Junikäfer wabert vor unserem Tisch. In der Luft.
Auf dem Balkon im 5. Stock. Und fliegt.

In eine Sommernacht.

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Samstag, 9. Juni 2007
Ich leide
Ich will meinem Ärger Luft machen. Ich fühle mich einsam. Ich bin sauer. Ich bin in B. Ich. Ich. Ich. Und noch mal. Ich.

Ich komme voran, beruflich. Natürlich bin ich trotzdem ungeduldig, weil es noch schneller gehen könnte. Ich sehe da meine Träume am Horizont aufblitzen. Und kriege Angst. Will aber auch gleichzeitig noch schneller dahin.

Ich würde am liebsten so mit Worten um mich schlagen, dass des nur so kracht. Aber ich will auch nicht pathetisch sein. Und da ich es zur Zeit nicht so fühle, wären gewaltige Worte grade einfach pathetisch. Grrr. Es kotzt mich gerade an. Was kotzt mich an? Dass ich mich nicht offenbaren kann. Dass ich hier keinen habe, gerade, mit dem ich reden kann. Verdammt. Ich will jemanden, der mir zuhört. Ach, ich will vor allem geliebt werden. Und lieben. Eine Frau. Eine tolle Frau. Mein Gott, ich habe so viel Sehnsucht. Ja, so viel Sehnsucht, dass du dir das gar nicht vorstellen kannst. Du sitzt da vor deinem Bildschirm und gehst hier Wort für Wort über meinen Text. Und was mache ich. Ich leide.

Für dich?

Oder für wen eigentlich? Nein, für mich. Aber ich will, dass du damit konfrontiert wirst. Ja, vielleicht will ich auch, dass du mir hilfst, da raus zu kommen. Vielleicht will ich aber auch nur kokettieren, mit meinem angeblichen Leiden.

Nein, ich leide grade wirklich. Um 0.50 Uhr, am Samstag früh, oder besser, mitten in der Nacht. Die jetzt endlich abgekühlt ist.

Und ich leide.

Verstehst du?

Das ist kein Scherz. Das ist kein „Ich-leide-jetzt-mal-n-bisschen-Blog“ und lass mir dabei zuschauen. Sondern.

Ach, das hat ja eh keinen Zweck.

Entweder denkst du jetzt, der s. der spinnt, der dreht grad völlig durch. Und hast Mitleid mit mir. Oder du denkst, ach der s. jetzt neurotisiert er sich gerade wieder zum Höhepunkt, und ich tue dir leid. Oder aber du denkst, ach der s., Mensch, ich glaube, der quält sich gerade wirklich. Der will nicht nur einfach mutig sein, sondern er leidet.

Ja, dann bist du auf dem richtigen Dampfer. Aber was kannst du dagegen tun? Willst du mir denn überhaupt helfen?

Kannst du mir denn helfen?

Wie geht es dir denn?

Bist du gerade total glücklich? Oder ziemlich glücklich? Oder zufrieden? Oder eher unzufrieden? Oder geht es dir gerade so wie mir?

Na?

Dann wären wir ja schon zu zweit.

Nein, ehrlich, ich will hier grade nichts erreichen, außer, dass sich mein Leiden verringert.

Na ja, ganz ehrlich: Ich glaube, ich möchte, dass du beeindruckt bist von mir. Obwohl ich es mir ungern eingestehe. Aber, ja, das will ich wohl auch.

Ich möchte verdammt noch mal, dass hier gerade jemand ist in B., der beeindruckt ist von mir.

Ja, ja. Sooo schlimm ist es auch nicht. Morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Aber jetzt ist eben jetzt und nicht morgen. Und mich jetzt einfach ins Bett legen will ich auch nicht. Soll ich diesen Text überhaupt auf den Blog stellen?

Ja, ich werde diesen Text auf den Blog stellen.

Weil ich will, dass du siehst, was hier AUCH manchmal bei mir los ist, wenn es mal nicht im grünen Bereich ist.

Mensch, es ist so eine schöne laue Sommernacht, mit einem leichten Windzug. An was anderes, als daran, jetzt verliebt zu sein. Und mit meiner Geliebten zusammen zu sein soll man denn da denken, hm?

Ja, eine innere Stimme und eine äußere, die ich nicht weiter benennen will, höre ich da sagen: Na los s. jammer nich so rum. Geh raus, und sorge dafür, dass du dich verlieben kannst. Sprich ne Frau an. Und dann wird das schon. Aber jammer hier nicht so rum.

Ich trau mich aber grade nicht. Und deswegen jammer ich eben.

Und denke zurück an meine letzte Beziehung, wo ich bei offenem Fenster mit ihr in meinem Bett lag, und der Wind durch die Blätter rauschte. Und wir uns streichelten. Nichts sagten. Uns nur streichelten. Und ich von dieser Harmonie und dem Glücksgefühl so betört war, dass ich einfach nicht einschlafen konnte. Sie auch nicht.

Ich weiß nicht, wann ich eingeschlafen bin damals. Aber ich weiß, dass ich am nächsten Morgen total KO war. Und es auch bereut hatte, kurzfristig, weil ich nämlich an diesem Tag im Gartenbau 8 Stunden ziemlich schwer arbeiten musste.

Aber... das war es wert. Ja, ganz klar. Dieses Glücksgefühl, dieser Kontakt mit einem tiefen, schönen Hmmm, ohne Worte, durch Streicheln miteinander verbunden. Herrje, besser als Sex?

Ich weiß es nicht.

Überhaupt, ich weiß so viele Dinge nicht, und behaupte dann immer – weil ich mir ja keine Blöße geben will –, dass ich es wüsste. Aber das ist ein anderes Thema.

Aber, nein, ich bereue es überhaupt nicht nach B. gegangen zu sein. Nicht die Spur. Auch wenn’s gerade weh tut. So sehe ich doch jetzt um einiges klarer. Mache vielmehr wovon ich vorher viel öfter geredet habe. Und bin auf einem guten Weg. Auch wenn’s nicht leicht werden wird. Aber wer sagt das? Und was heißt das?

Damals diese wunderbare letzte tolle Streichelnacht beim Blätterrauschen vor dem offenen Fenster habe ich auch mit „nem harten nächsten Tag“ bezahlt. Und? Es war es mir wert.

Tja, ich bin jetzt an dem Punkt, wo ich mich nicht weiter selbst bemitleiden kann. 1:08 Uhr, und mir fallen keine Dinge mehr ein, dich ich hier jetzt schreiben will.

Und das mit dem Leiden kann ich grad schon selber nicht mehr hören. Mein Gott, es gibt grad auf der Welt sicher genug Menschen, die wirklich wirklich oder zumindest noch viel mehr leiden als ich. Und die haben bestimmt nicht solche Perspektiven oder Möglichkeiten wie ich. Da geht es um ganz andere und viel dringendere Leiden.

So, ja.

Genug jetzt.

Wie geht es dir? Was machst du jetzt? Nachdem du gleich bei meinem letzten Wort angekommen sein wirst.

Vergisst du mich und meinen Text direkt wieder? Oder denkst du weiter drüber nach?

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