samoth
Mittwoch, 9. Mai 2007
Das Fantastischste was ich je ...
November 2005 zu Besuch in Berlin im HAU1:

Die Bühne ist rechts und links und nach hinten jeweils durch einen Vorhang begrenzt. Der Zuschauer kann nicht durch die Vorhänge sehen. Auf der Bühne liegen zwei menschengroße Puppen: eine vorne rechts und die andere in der hinteren, linken Ecke. Einige Stimmen im Publikum reden durcheinander. Werden leiser. Das Licht wird reduziert. Vereinzeltes Hüsteln. Es ist fast ruhig. Zwei Männer betreten durch eine kleine Lücke zwischen dem linken und dem hinteren Vorhang die Bühne. Und setzen sich auf den vorderen Rand der Bühne. Blicken ins Publikum. Nichts zu hören.

Die Männer auf der Bühne beginnen leise aber sehr schnell auf Englisch zu sprechen. Synchron. Dabei gestikulieren sie mit den Armen, auch synchron. Ein Streicher – er ist nicht zu sehen – beginnt eine zarte, getragene Melodie. Einer der Männer geht auf die hintere Puppe zu und setzt sich auf ihren Bauch. Der andere Mann, ein sehr heller Hauttyp mit schlankem Körper, bewegt sich entgegengesetzt auf die vordere Puppe zu. Er nimmt sie vom Boden. Stellt sie mit Gesicht zu ihm direkt vor sich. Klopft ihr auf die Schulter. Noch mal. Und legt die Hand der Puppe wiederum auf seine Schulter. Und lässt die Hand dort liegen. Er streichelt sich mit der Hand der Puppe über seinen vorderen Rücken. Und legt sie dann wieder hin. Der Tänzer geht auf die Mitte der Bühne zu. Rhythmische Schläge beginnen; sie akzentuieren die feinen Streicher-Töne – noch relativ leise und weich und in getragenem Tempo zu hören.

Der dunkelhäutige und glatzköpfige Mann, im hinteren Bühnenbereich, erhebt sich von seiner Puppe – er saß auf ihrem Kopf – und bewegt sich ebenfalls auf die Mitte der Bühne. Und steht dem hellhäutigen Mann gegenüber. Ihre Köpfe bewegen sich ganz langsam zueinander. Bis sie sich in der Mitte der Bühne schließlich leicht berühren. Die Musik gewinnt an Dynamik. Die Köpfe der beiden Körper drücken gegeneinander. Die Musik wird etwas lauter. Eine männliche Stimme beginnt ihren Gesang, passend zu der Musik, in einem leicht jammernden östlichen Klang.

Die Musik wird lauter. Kein Musiker ist zu sehen. Die beiden Männer auf der Bühne beginnen miteinander zu ringen. Die Musik wird noch ein wenig lauter. Die Schlaggeräusche gewinnen an Kraft. Die Streicher werden schneller. Der Gesang wird lauter und auch ein wenig weinerlicher, vielleicht sogar ängstlich. Die beiden Männer drücken immer noch ihre Köpfe gegeneinander, sie ringen mit den Köpfen, halten sich dabei mit den Armen fest. Bis einer der beiden Männer, der glatzköpfige und dunkelhäutige, auf den Boden fällt.

Der andere Mann macht einen Schritt zu dem liegenden Mann hin, immer noch in der Mitte der Bühne. Die Musik gewinnt weiter an Kraft. Und auch an Geschwindigkeit. Der Mann am Boden schwingt sich, mit dem rechten Bein und dann mit dem linken in die Luft kreiselnd, auf seine Beine. Und nimmt den Rhythmus der Musik auf, in schneller Schrittfolge. Dabei boxt er mit seinen Armen in Richtung des anderen, hellhäutigen Mannes. Der Arm des dunkelhäutigen Mannes stoppt immer sehr knapp vor dem hellhäutigen Arm des anderen Mannes, der sich schon mit gekreuzten Armen zur Abwehr gestellt hat. Und seinerseits beginnt den anderen zu attackieren. Und wieder umgekehrt. Mit steigender Geschwindigkeit.

Die Musik wird lauter, der Percussionist jagt die anderen Instrumente mit wildem Tempo. Die Boxbewegungen, jetzt auch mit den Beinen, werden noch schneller. Einer der beiden Männer springt mit seinem rechten Bein voraus auf den anderen, den hellhäutigen Mann, zu – und stoppt direkt vor ihm, wieder ohne ihn zu berühren. Das Licht verändert sich. Hinter dem hinteren Vorhang bilden sich, noch schemenhaft, Figuren ab. Man erkennt einen Streicher. Und noch einen. Mit Höchstgeschwindigkeit rasen deren Bögen über die Instrumente. Der Schlagzeuger schwingt seine Schlägel. Die Lautstärke erreicht die Schmerzgrenze. Die beiden Männer torpedieren sich mit Armen und Beinen und springen umeinander, dann gegeneinander – ohne sich zu berühren.

Die Musik braust weiter auf und donnert dahin. Noch lauter. Und ... bricht ab. Das Licht wird heruntergefahren, die Musikerschatten verschwinden. Zwei Männer liegen auf der Bühne.

Wahnsinn.

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Das unglaublichste Tanztheater meiner Welt
Im November 2005 zu Besuch in Berlin im HAU1:

Die Bühne ist rechts und links und nach hinten jeweils durch einen Vorhang begrenzt. Der Zuschauer kann nicht durch die Vorhänge sehen. Auf der Bühne liegen zwei menschengroße Puppen: eine vorne rechts und die andere in der hinteren, linken Ecke. Einige Stimmen im Publikum reden durcheinander. Werden leiser. Das Licht wird reduziert. Vereinzeltes Hüsteln. Es ist fast ruhig. Zwei Männer betreten durch eine kleine Lücke zwischen dem linken und dem hinteren Vorhang die Bühne. Und setzen sich auf den vorderen Rand der Bühne. Blicken ins Publikum. Nichts zu hören.

Die Männer auf der Bühne beginnen leise aber sehr schnell auf Englisch zu sprechen. Synchron. Dabei gestikulieren sie mit den Armen, auch synchron. Ein Streicher – er ist nicht zu sehen – beginnt eine zarte, getragene Melodie. Einer der Männer geht auf die hintere Puppe zu und setzt sich auf ihren Bauch. Der andere Mann, ein sehr heller Hauttyp mit schlankem Körper, bewegt sich entgegengesetzt auf die vordere Puppe zu. Er nimmt sie vom Boden. Stellt sie mit Gesicht zu ihm direkt vor sich. Klopft ihr auf die Schulter. Noch mal. Und legt die Hand der Puppe wiederum auf seine Schulter. Und lässt die Hand dort liegen. Er streichelt sich mit der Hand der Puppe über seinen vorderen Rücken. Und legt sie dann wieder hin. Der Tänzer geht auf die Mitte der Bühne zu. Rhythmische Schläge beginnen; sie akzentuieren die feinen Streicher-Töne – noch relativ leise und weich und in getragenem Tempo zu hören.

Der dunkelhäutige und glatzköpfige Mann, im hinteren Bühnenbereich, erhebt sich von seiner Puppe – er saß auf ihrem Kopf – und bewegt sich ebenfalls auf die Mitte der Bühne. Und steht dem hellhäutigen Mann gegenüber. Ihre Köpfe bewegen sich ganz langsam zueinander. Bis sie sich in der Mitte der Bühne schließlich leicht berühren. Die Musik gewinnt an Dynamik. Die Köpfe der beiden Körper drücken gegeneinander. Die Musik wird etwas lauter. Eine männliche Stimme beginnt ihren Gesang, passend zu der Musik, in einem leicht jammernden östlichen Klang.

Die Musik wird lauter. Kein Musiker ist zu sehen. Die beiden Männer auf der Bühne beginnen miteinander zu ringen. Die Musik wird noch ein wenig lauter. Die Schlaggeräusche gewinnen an Kraft. Die Streicher werden schneller. Der Gesang wird lauter und auch ein wenig weinerlicher, vielleicht sogar ängstlich. Die beiden Männer drücken immer noch ihre Köpfe gegeneinander, sie ringen mit den Köpfen, halten sich dabei mit den Armen fest. Bis einer der beiden Männer, der glatzköpfige und dunkelhäutige, auf den Boden fällt.

Der andere Mann macht einen Schritt zu dem liegenden Mann hin, immer noch in der Mitte der Bühne. Die Musik gewinnt weiter an Kraft. Und auch an Geschwindigkeit. Der Mann am Boden schwingt sich, mit dem rechten Bein und dann mit dem linken in die Luft kreiselnd, auf seine Beine. Und nimmt den Rhythmus der Musik auf, in schneller Schrittfolge. Dabei boxt er mit seinen Armen in Richtung des anderen, hellhäutigen Mannes. Der Arm des dunkelhäutigen Mannes stoppt immer sehr knapp vor dem hellhäutigen Arm des anderen Mannes, der sich schon mit gekreuzten Armen zur Abwehr gestellt hat. Und seinerseits beginnt den anderen zu attackieren. Und wieder umgekehrt. Mit steigender Geschwindigkeit.

Die Musik wird lauter, der Percussionist jagt die anderen Instrumente mit wildem Tempo. Die Boxbewegungen, jetzt auch mit den Beinen, werden noch schneller. Einer der beiden Männer springt mit seinem rechten Bein voraus auf den anderen, den hellhäutigen Mann, zu – und stoppt direkt vor ihm, wieder ohne ihn zu berühren. Das Licht verändert sich. Hinter dem hinteren Vorhang bilden sich, noch schemenhaft, Figuren ab. Man erkennt einen Streicher. Und noch einen. Mit Höchstgeschwindigkeit rasen deren Bögen über die Instrumente. Der Schlagzeuger schwingt seine Schlägel. Die Lautstärke erreicht die Schmerzgrenze. Die beiden Männer torpedieren sich mit Armen und Beinen und springen umeinander, dann gegeneinander – ohne sich zu berühren.

Die Musik braust weiter auf und donnert dahin. Noch lauter. Und ... bricht ab. Das Licht wird heruntergefahren, die Musikerschatten verschwinden. Zwei Männer liegen auf der Bühne.

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Oktober 2005
Nein, ich will dich nicht ablenken.
Ich will dich nicht in eine andere Welt entführen.
Ich will dir auch keine Geschichte erzählen. Oder einen Witz.
Ich will dich ...

Hörst du was?
Ich meine nicht das Knacken deines Computers.
Hör noch mal genau hin.
Hörst du jetzt was?
Eine Kirchenglocke, ein Vogelzwitschern?
Nein. Versuchs noch einmal.
Hörst du es jetzt? Hm?

Es ist dein Leben, deine Zeit, die vorbeizieht. Schhh...
Deine Chancen, die gleich vertan sein werden.
Deine Ideen, die einen Höllenlärm in deinem Kopf veranstalten.
Deine Erwartungen an dich, die sich mit dir schlagen:
pass auf, da kommt schon wieder eine, direkt auf dich zu.

Das betrifft dich gar nicht? Du bist doch eigentlich ganz zufrieden, so?
Ja. Sicher. Ich glaub dir. Du brauchst dann ja auch gar nicht weiter zu lesen.
Es betrifft dich ja gar nicht. Du bist ja zufrieden.
Na ja, du bist vielleicht, ich sage vielleicht, ein bisschen neugierig auf das was noch kommen könnte. Na ja, aber nur ein bisschen. Eigentlich auch nicht wirklich.

Nun gut. Dann Tschüss. Machs gut. Schönes Leben noch.
Hier passiert nichts weiter. Wirklich. Du musst nicht weiterlesen. Reine Zeitverschwendung. Hm, bist du immer noch da?
Mein Gott, kommt denn nichts im Fernsehen? Hast du nichts besseres zu tun?

Dann bist du vielleicht doch nicht so ganz zufrieden.
OK, dein Partner ist toll. Ihr liebt euch. Wirklich. Und dein Job läuft auch ganz gut.
Natürlich hast du mehr zu tun als dir lieb ist; aber es ist noch im Rahmen.
Ja, was ist es denn dann? Warum liest du denn immer noch weiter?

Die Gesellschaft? Was soll das denn sein?
Du bist unzufrieden mit ihr? Aha, jetzt wird es ja interessant.
Was meinst du denn genau?
Ach, du meinst, dass jede 4. Frau in Deutschland sexuell genötigt oder missbraucht wurde.
Und dass es über 4 Millionen Alkoholiker und
noch mehr depressive Menschen in Deutschland gibt.

Na ja, aber das betrifft dich doch nicht wirklich.
Nein, auch nicht dein Nachbar, der behindert ist
und den ganzen Tag in sich rein frisst.
Und am frühen Abend alles wieder auskotzt.
Das muss dich doch nicht stören.
Du kannst ihm doch eh nicht helfen.
Ach, du fühlst dich aber trotzdem schuldig?
Hm, das ist ja unangenehm.

Na ja, wie gesagt: du bist ja zufrieden, im Großen und Ganzen auf jeden Fall.
Das sind alles Kleinigkeiten. Und was kannst du daran schon ändern.
Du wartest jetzt auf die Pointe? Auf die entscheidende Antwort?
Auf eine Lösung all deiner Probleme, die du ja eigentlich gar nicht hast, weil du eigentlich zufrieden bist?

Hm, ich habe, ehrlichgesagt, KEINE AHNUNG.
Außer, vielleicht: Einatmen. Ausatmen.

Und, spürst du was? Nein?

Dann weiter: Einatmen...

Ausatmen...

Mach doch mal die Augen zu. Und dann wieder weiter:

Einatmen...


Ausatmen...


Und? Dann mach weiter:


Einatmen...


Ausatmen...

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September 2005
Ja, das ist mal wieder so ein Moment. DU und ich auf du und du sozusagen. Na, bist du auch gespannt was jetzt kommt? Ich hab keine Ahnung. Na ja, oder, ich trau mich nicht, genau das hinzuschreiben, was da kommt, oder ich hab einfach n bissel Schiss vor dem was jetzt kommt?

Zum Beispiel eben beim Laufen. Ich spüre bei jedem Abdruck, dass der Druck mich kurz in die Luft lässt – ein kurzer kleiner Flug – wobei sich die Umgebung ganz anders anspürt in diesem kurzen Moment des Fliegens. Und vor allem beim Landen. Wie eine Druckwelle. Ich, oder besser das was ich in dem Moment wahrnehme – Kopf voraus, mit den Augen das Gesehene wahrnehmend – erscheint mir wie eine Aneinanderreihung von druckgewellten Kurzflügen, die in dem Moment der Bodenberührung zu einem weltumfassenden Etwas zusammen wahrgenommen werden, nicht mehr als Flüge, sondern vielmehr das von meinem Fuß ausgehende konzentrierte Weltgesamte, für mich spürbar und mit den Augen erahnbar gemacht.

Womit wir wieder bei Carolina sind. ;-)

Oh je, dieses süße Mädel. Was heißt denn Mädel. Junge Frau, ja, das trifft es viel genauer. Und wenn sie dann auch noch so lacht, als würde sie gerade dann, wenn mein Gefühl was ich ihr entgegenbringe, da ist, spüren, ja mei, dann is grad alles aus. Ich muss jetzt nicht weitermachen mit der Beschreibung ihrer Erscheinung: Der leichte Schimmer von Wohlgenährtheit um ihren gesamten Körper, um eben nicht Mini-Babyspeck dazu zu sagen, macht mich so dermaßen an und wahnsinnig: diese Arme, nicht zu kräftig, die Brüste die durch den straffen, wohlgefüllten BH sehr fantastisch, weil noch kaum in ihrer Form zu ahnen, zur Geltung kommen. Oh mei, oh mei. Caroline, deine wohlklingende leicht aber eben noch nicht wirklich piepsend daherkommende Stimme. Nein, aber eben auch dieses leicht verschämte, verschmitze, etwas auch schüchterne Lachen (kurz davor einen touch Röte im Gesicht zu verbreiten), tze, tze. Wat soll ich sagen.


Alle Kraft und alles Gefühl aus meinem Universum,
konzentriere ich in meiner Faust.
Noch mehr Konzentration,
alles auf diesen Moment ausrichten,
jetzt, noch mehr Konzentration,
mir vorstellen, dass jetzt alle drauf schauen,
und spüren, wie alle jetzt drauf warten,
dass ich es tue,
mit noch noch mehr Konzentration,
noch einen Mini-Augenblick,
jetzt, endlich, los, verdammt...
Ja!

Hör auf, auf das Leben zu warten. Hör auf damit, zu hoffen, dass etwas passiert. Riskier deinen verdammten Arsch. Sprich sie an, oder lass es. Sing ihr ein Ständchen, oder schreib ihr ein blödes, pathetisches Gedicht. Aber mach es, endlich. Ja, du bist verzweifelt. Du weißt nicht, wen, nicht wann und nicht warum. Du willst aber, dass es jetzt endlich passiert. Ohne darüber nachzudenken. Ohne die Folgen abzusehen. Hast du noch genug Mum dafür? Bist du nicht schon zu alt, erträgst du die Konsequenzen. Was ist, wenn es klappt? Was ist, wenn du nie mehr über die ganzen Dinge nachdenken musst, sondern es einfach tust. Wenn du keine blöde Zeit mehr damit verplemperst, in deiner Bude zu hocken und Pläne zu schmieden. Na, was ist dann? Hast du davor Angst? Oder hast du Angst davor, dass du mal wieder eine Absage kriegst, die du dann nicht verkraftest. Oder vielmehr, du tust so, als ob es nicht so schlimm sei und tatsächlich rennst du danach mal wieder wie ein blutleerer mutloser Zombie durch die Innenstadt und machst dir was vor und alle anderen checken, was du nicht bei dir checkst. Oder aber denkst, Mensch, altes Haus, warte lieber auf den „richtigen Moment“, wenn du – nach einem Waldspaziergang – mehr in deinem Zentrum bist und Gelassenheit und Stärke ausstrahlst. Willst du darauf warten? Dann warte. Bis du 45 bist. Oder 80. Und dann schon fast in deine Holzkiste steigen kannst. Oder wenn du Pech hast, noch länger mit deinem schlechten Gewissen verpasster Chancen herumlaufen musst. Hm? Altes Haus, wie schauts aus?

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Ziemlich geil...
Im Spätsommer 2004

Jesus Christ Motherfucking, was für ein Gefühl, was für ein Sternenhimmel. Du stehst auf der Brücke und reckst deinen Hals gen Himmel. Ein paar Wolken haben sich zwar verirrt. Aber die unterstreichen nur die Schönheit der noch zu sehenden Sterne. Sag jetzt nicht, das kenn ich doch. Alter Hut, so ein Sternenhimmel, macht mich wirklich nicht mehr an. Du weißt nicht, was du sagst. Ich spreche hier von dem Wind, der mich über der Brücke wohlig warm einhüllt, ich spreche von dem treppenartig herabschäumenden Flüsschen, dass unter mir talwärts sprudelt. Und ich spreche von der Fledermaus, die mich gleich, dort vorne an der Laterne, erwartet und mit mir tanzen wird. Und ich spreche auch von deinem Gefühl, als du das erste Mal verliebt warst und du vor Glück kaum mehr denken konntest, ja, nicht mal mehr ein blödes Brötchen beim Bäcker bestellen. Nix geht da mehr. Alles sprudelt, alles strahlt und dein Hintern juckt und du willst alles haben, alles spüren und am besten alles gleichzeitig. Alles klar?

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Nur keine Angst
Im Sommer 2004:

Verwegen, nicht abstumpfen, Geschichte erzählen, was erzähl ich denn nur, Zukunftsangst, Was hol ich der Mama denn für ein Zimmer, klinge ich auch geschäftlich genug am Telefon, oh Gott, wie kann ich denn dem Jürgen Filmemacher nett und gleichzeitig professionell absagen, warum hat sich Oli D. noch nicht gemeldet, oh je, ob der jetzt auch denkt, ich sei unprofessionell, weil ich ihm auf seinen Anruf hin ja eine Mail geschrieben habe und nicht zurückgerufen, oh je, und das mit Mama, hoffentlich denkt am anderen Ende der Leitung keiner, meine Mutter sei lesbisch, weil ich ja ein Zimmer für sie und ihre Freundin reserviere, und die lieben Verwandten von Hermann, die denken doch jetzt wohl hoffentlich nicht, dass ich nicht gastfreundlich sei oder sie nicht mögen würde (was ja beides zutrifft, aber ich habe Angst davor, mich damit zu konfrontieren), und überhaupt Zukunftsangst, kann ich von meiner Texterei wirklich dauerhaft leben? Hm, sollte ich mich doch noch mal bei D. vorstellen, als Texter oder Konzeptioner für abgefahrene Maßnahmen, und was denkt wohl A., der ich ja auch meine „sexueller Text-Mail“ geschickt habe, denn inzwischen von mir, oh je, kann ich jetzt einfach aus meinem Zimmer rausgehen, und da Hermanns Schwester und Schwager in der Küche antreffen, wie werden sie schauen, muss ich reagieren, sollte ich guten Morgen wünschen oder was sag ich denn, gute Rückreise, oh je, das sind wahre Spießerängste, ja und gestern der Film American Beauty, bin ich etwa auch durchschnittlich? Habe ich Angst davor durchschnittlich zu sein? Oder denke ich, dass ich jedem zeigen muss, was ich für ein toller Hengst bin? Was ist eigentlich jetzt mit meiner Erfolgsteam-Gruppe, wird das was oder zeigen wir uns dort nicht alle von einer verklärten, ach so verständnisvollen Seite, sollte ich die Gruppe drangeben, oder mal n bisschen Pfeffer da reinbringen, so wie mit meiner Geschichte, na ja, was als Versuch angedacht war, aber noch nicht so wirklich geklappt hat, aber die Stimmung, die ich dadurch bei mir erreicht hatte, und auch teilweise ganz gut auf die anderen übertragen konnte, das war doch schon mal nicht schlecht, so als frecher kleiner provokativer Spring-ins-Feld, und muss ich diese Rolle jetzt aufrechterhalten, muss ich überhaupt ne Rolle spielen, wenn ja welche, darf ich wechseln. Oder kann ich auch einfach mal so sein, wonach ich mich fühle? Mensch, die Woche hat noch gar nicht begonnen und da geistern schon so viele Ängste durch mein Hirn, bin ich ein Loser, dass ich hier so was morgens aufschreibe, sollte ich nicht wieder die Hände hoch nehmen und endlich wieder mal weiterboxen, und nicht weiter mit meiner Ich-versteh-dich-ja-so-gut-Haltung durch die Gegend laufen? Kann ich wirklich als Selbstständiger von dem was ich da mache leben, auf Dauer, was ist mit den Sachen, die ich mich nicht traue? Die ich mir so selten und anderen viel eher zutraue.
Ist das nicht alles Luxus-Diskussion, wat ich hier betreibe? Und warum schlagen die Wichser jetzt die Tür so zu. Man, ihr geht mir ganz schön auf den Zeiger!!!!!

Ach leckt mich, aber richtig! Immer noch diese blöde Existenzangst, was wird morgen sein, bin ich gut genug für diese Welt, wann kann ich mich endlich beweisen, wann werde ich endlich gute Texte schreiben, und wieder in den Flow kommen, wie damals im Studium, als ich ja wirklich mal einfach gemacht habe und auch einiges auf die Reihe bekommen habe, aber vor allem das Gefühl dabei, war echt gut. Also, wieder mehr machen und nicht zu viel über die Konsequenzen nachdenken, das ist mein Lebensgefühl, was ich schon hatte und auch so gut kenne, und dafür muss ich hier gar nicht so oft rumschreiben, und wenn doch, dann ist das auch gut, Hauptsache ich komme voran, und muss mir nicht erst überlegen, wie ich in Schreib- und damit in Arbeitslaune komme. Ja, verdammt, auch ich arbeite, warum soll ich es denn nicht Arbeit nennen, stattdessen nenne ich es Liebesdienste und komm aber dabei nicht in die Puschen. Also, nitt schämen und drüber nachdenken, sondern einfach machen, machen und dann ma gucken, und dann brauch ich auch keine Zukunftsangst zu haben, na ja, jedenfalls nicht so oft, dann kann ich auch beruhigter einfach mal Olympia gucken, so wie heute morgen, aber vor allem nächste Woche, wenn dann auch endlich der Zehnkampf anfängt, man das wird doch bestimmt klasse werden, wenn wir denn da auch wenigstens einen deutschen Starter haben, der vielleicht nicht zu weit von den Medaillenrängen entfernt sein dürfte.

Allerbeste Grüße dein Leben, du hast nix zu verlieren, mach jetzt was draus!

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Dienstag, 8. Mai 2007
Eine Lanze für die Leidenschaft...
Freiburg im Dezember 2002:

Es war einmal ein kleiner Junge. Der wollte ausziehen in die große weite Welt, um seinen Traum zu verwirklichen: Die Menschen mit Geschichten begeistern. Leider war sein Elternhaus nicht sehr begeistert von dieser Idee. "Junge, davon kann man doch nicht leben, lern doch was Vernünftiges. Kind, mach doch erst mal ne Ausbildung. Mach doch was Sicheres. Geh doch in die Wirtschaft."
Solche und ähnliche Mahnungen und kluge Ratschläge musste sich der inzwischen schon nicht mehr so junge Junge oft anhören. Und so verlief sein Traum zunächst einmal im Sande und er machte seine Ausbildung, studierte BWL und landete in einer Werbeagentur.
Doch diese Welt war nicht die seine. Gestylte und sehr verkäuferisch daherredende Menschen, die doch nur das eine wollten: Eine gute Idee, ein gutes Konzept. Und weil sie dies nicht fanden, ergaben sie sich der Ersatzdroge: Geld. Nur der Junge wollte da nicht mitmachen. Denn mit der Ersatzdroge konnte er nicht viel anfangen, da sie ihm kein Glück, sondern nur Trägheit einbrachte.
Und so erinnerte sich der junge Mann eines Tages wieder an seine Leidenschaft aus Kindertagen, und es begab sich, dass er nach Freiburg auszog, um dort sein Glück zu (ver-)suchen: Leidenschaftliche Kommunikation.

Leidest du noch, oder schaffst du gern?

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Letzte Aktualisierung: 2018.03.12, 20:57
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