samoth
Donnerstag, 28. Mai 2009
28.05.09 – Ob ich mein Handy ...
vermissen würde – überlege ich mir gerade –, wenn ich es auf der Fahrt in den Süden zu Hause ließe?

True? Man. Show?

Wie lange habe ich mein Handy denn, ziemlich genau 364 Tage?

True? Man. Show?

Wie viel schneller vergeht die Zeit gerade, komme kaum noch zum Nachdenken, geschweige denn zu irgendwelchen Online-Partnerbörsen?

True! Man. Show?

Und alle anderen um mich herum, leben auch immer schneller? Lieben?

True! Man. Show!

Und alle anderen um mich herum, lieben auch immer schneller, mehr Menschen?

True! Man! Show!

Und überhaupt geht alles immer schneller, schöner, weiter, das ganze Leben scheint.

...

Hey, true man, show!

Wahrer Mann zeige.

Wahre Menschheit, geh offline.

Mensch, mach, möglich.

Möglichkeiten Reduzierer, also: Entscheider.

Also...

ein Leber, eine.

Lieber.

Ungewöhnlich?

Prost.

Spinn ich, oder wach ich, oder onleine ich, oder träume ich, oder...

Scheiße, ich bin glücklich!

Mensch, kann mich mal einer zwicken?
Quatsch, lieber stricken.
Oder vielleicht doch lieber, ähm?

Jjjepp!

Um mich herum, meine Mitmenschen, mailen, telefonieren, reden, gucken, schreiben, schreiten, arbeiten, immer schneller...

Überleg doch mal, wo du herkommst.
Keine Zeit.
Keine Zeit zu.
Keine Zeit zu mir.
Keine Zeit zu mir zu.
Keine Zeit zu mir zukommen?
Keine Zeit zu mir zu kommen, schreit.
Keine Zeit zu mir zu kommen, schreit der.
Keine Zeit zu mir zu kommen, schreit der, der.
Keine Zeit zu mir zu kommen, schreit der Mann.
Keine Zeit zu mir zu kommen, schreit der Mann zu.
Keine Zeit zu mir zu kommen, schreit der Mann immer zu.
Keine Zeit zu mir zu kommen, schreit der Mann immer zu seiner.
Keine Zeit zu mir zu kommen, schreit der Mann immer zu seiner selbst.
Keine Zeit zu mir zu kommen, schreit der Mann immer zu sich selbst. Und
Keine Zeit zu mir zu kommen, schreit der Mann immer zu sich selbst. Und Sie?

Schweigt.

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Donnerstag, 26. Februar 2009
Die Tage
Jetzt stopp' doch mal.
Einen Augenblick.
Dein Herz.

Und tritt' ein.
In dein Leben.
Ohne Schmerz.

Willst du verweilen?
Noch


Stille da draußen,
und drinnen?

Kerzen am Eingang,



Wille da draußen.
Dein Draufsehen.
Bestimmen.

"Stille, da draußen!"
Mein Drinnen will sinnen.

"Stille! Auch drinnen!"
Mein Willen braucht Stille.


Tränen auf Eisen,
du magst die leisen,

Wolkenwanderwunder

Blütenzauberin

Dein Herz ist verfettet,
dein Hirn angekettet,

dein Arsch ruiniert,
dein Kopf saturiert.

Verbittert doch nicht blöde.
Verkrustet heißt nich alt.

Ziehst du an dieser Öde.
Zieht dein Herz, das schreit "Halt!".

Mal. Hinsetzen.
Ausruhen. Kinn ablegen.
Stirn entrunzeln.
Augen öffnen.
Hand aufnehmen.
Finger spreizen.
Sonnen sehen.
Die Erde spüren.
Den Wind am Nackenhaar.
Dein Ohr entkorken.
Das Ploppen.
Hören.
Hör doch.
Stör dich.
Deinen Körper.
Austreibe deinen Willen
- niemals stillen.
Und spüre jetzt den Boden.
DEN Boden.
Da.
An deinem Arsch.
Entlang.
Dein Rückenteil hinauf.
Zum Kopf, Haar, Spitzen,
Tanzt.
Die Erde.
Mit deinem Kern.
Du Sternen.
Staub.
Und Laubberührer.
Augenverführer.
Lichtentwickler.
Strahlenversender.
Herzzeitloser.
Hoochzeitgenießer.
Wandaffengesichtbeschmutzer.
Fühl dich hinaus.
Zum Weltentor raus.
Trabend.
Jagst du,
wohin?
Noch niemand gewesen.
Sein.
Kann.

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Freitag, 13. Februar 2009
Guten Morgen Deutschland
und liebes Tagebuch!

Ich wollte doch mal wieder vorbei schauen. Nach all den Tagen, die in der Zwischenzeit vergangen sind.

Die Sonne scheint. Und überhaupt ist alles prima. Ich habe Planungssicherheit. Die Sicherheit, dass ich fast nichts einzuplanen brauche. Und jeden Tag neu und jungfräulich beginnen kann: privat und beruflich. Ja, ich könnte mal wieder mein Innerstes zum Besten geben, also nach Draußen.

Aber ich sträube mich noch ein wenig. Weil ich die Illusion, hier alleine und für mich zu sein, nicht so richtig aufrechterhalten kann.

Nun gut, vielleicht klappt es ja im Verlaufe dieser Zeilen noch besser.

Ich sitz hier also mit geradem Rücken, es ist Freitag der 13. und ich befinde mich in einer Art Arbeitszimmer. Könnte so richtig loslegen - wenn denn dann Arbeit da wäre.

Es ist mal wieder der Punkt erreicht, bei dem ich - außer meinem Homepage-Dauerthema - einfach nichts mehr zu tun habe. Außer, meinem Lieblingswort mit A. A wie Anfang, A wie Ainfach mal ans Telefon gehen und Aufträge gewinnen, oder A wie Alle Armleuchter dieser Welt vereinigt euch und schenkt mir eure Zuneigung.

Nicht jammern. Nicht hadern.

Warum auch?

Ich bin gesund. Habe noch genügend Kredit, um über den nächsten Monat zu kommen. Und außerdem habe ich tolle Freunde und eine nette Familie.

Nicht schon wieder mit "Ich" anfangend, konstatiere ich, dass die letzte Woche wieder mit zahlreichen, hauptsächlich beruflichen Erfahrungen gespickt war.

Jede Menge Menschen konnte ich dabei kennen lernen. Mir eingestehen, dass ich selbst mir gar nicht sooo dolle vertraue. Erfahren, dass ich kein knallharter Verkäufer sein kann - wie sehr ich es auch versuche.

Erfahren konnte ich, dass ich um 4.30 Uhr aufstehen kann, sogar mit weniger als 2 Stunden Schlafphase. Dass ich mich jedem und allem stelle - aber einfach nicht opportunistisch sein kann. Oder will?!

Das ist die Frage.

Ich kann einfach nicht so tun, als ob ich ein Produkt sinnvoll fände - wenn ich es im Grunde nicht tue.

Ich kann auch nicht so tun, als ob ich den Conditional 100% beherrschte, wenn ich es im Grunde nicht 100% tue.

Ich kann einfach andere Menschen nicht zu etwas überreden was mir selber nicht gefällt.

Man o man, wie mich das andingst.

Egal. Die Erfahrungen waren wertvoll.

Vielleicht auch um herauszufinden, ob ich meine Angst besiege - oder die Angst mich.

Gehe ich jetzt weiter?

Rede ich mir ein, dass die Welt dazu da ist, um mich immer wieder zum Stolpern zu bringen - oder versuche ich, klar im Kopf zu bleiben?

Bin ich zu egozentrisch, wenn ich da so drüber nachdenke?

Bin ich zu egozentrisch, wenn ich ein schönes Leben haben möchte?

Aber was ist ein schönes Leben?

Gibt es das für mich: ein ruhiges, beruhigtes - ah, ich kann die Füße hochlegen - Leben? Jemals? Vielleicht als Rentner?

Sollte ich aufhören, hier rumzuschreiben und weiter versuchen, meine Füße auf den Boden zu bekommen?

Kann ich beides? Meine Füße auf den Boden bekommen und hier weiter schreiben - für mich, oder für wen eigentlich?

Privat habe ich 2-3 Frauen "verloren", das heißt eben nicht mehr gesehen - obwohl wir uns sehen wollten. In einem Fall auch schon sahen.

Die Damen haben sich aus den unterschiedlichsten Gründen zurück gezogen.

Warum, möchte ich hier nicht weiter darlegen.

Die 3. Frau? Na ja...

Das Problem ist und war, dass ich gar nicht weiß, wie sehr und ob ich überhaupt an ihnen interessiert war. Da "ob" stimmt nicht. Interessiert war ich.

Mit einer wollte ich freundschaftlich rumkuscheln. Mit der anderen, hm, im gemeinsamen Verbalspiel zu den schönsten, Kopfkino-Höhepunkten aufsteigen - was ja real gar nicht geht? Ja, zumindest nicht im Kopfkino. Und mit der dritten möchte ich einfach gern ne burschikose Kumpelfreundschaft - glaube ich.

Ja, wird aber jetzt nix mehr. Was ich in allen Fällen schade finde. Und mich mehr oder weniger stark getroffen hat, als zwei der drei absagten. Mir absagten? Aber ich kanns nicht ändern. Übrigens, es handelt sich in allen drei Fällen um virtuell begonnene "Beziehungen" - was vielleicht etwas über die Erfolgsaussichten solcher Bande aussagt. Oder über meine starke Neigung, mich verlieben zu wollen - durch Herauskitzeln der tollsten Phantasien, die eben nur im Kopf entstehen. Und bei virtuellen Bekanntschaften im Anfang ja fast gar nicht durch die Realität behindert werden. Schön gesagt, gell.

Virtuelle Bekanntschaft - was für ein Unwort. Entweder man ist bekannt, oder man kennt sich virtuell... Aber was ist das denn, die Realität, im realen Leben? Wie real ist die denn eigentlich?

Nun gut, die Sonne scheint. In meiner Realität. ;-)

Der Himmel is milchig blau. Dahinten dampft ein Kamin. Und ich sitze in meinem Arbeitszimmer.

Und werde mal weiter in den Tag reingehen und gucken, wie sich dat anfühlt.

Liebes Tagebuch, es war mir eine Freude - ob du real bist oder virtuell... tze.

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Dienstag, 13. Januar 2009
Morgen ziehe ich um
Ich würde gern in ein anderes Leben ziehen,
morgen.

So eins was noch nicht so verbraucht ist und anstrengt, gerade.
So eins was öfter Spaß macht und öfter meinen Körper ins Spiel bringt.
So eins was nicht immer so streng ist, so ethisch durchdrungen.

Vielleicht auch so eins, das mir mehr Leichtigkeit gibt, im Umgang mit Frauen.
Oder im Beruf.
Ja, so eins was mich morgens früh aufweckt,
aus dem Bett schmeißt,
in die Dusche,
in den Tag hinaus...

aufs Pferd setzt,
durchs Leben rennen und den Zuschauern zuwinken läßt.

Ja, und dann abends erwartet werden.
Von ihr. Oder von ihr?
Mit leckerem Essen auf jeden Fall.
Und mit einem Nachtisch, der sich so anfühlt, wie, wie als würde ich vor einem
knisternden Kamin liegen, und mit ihr liegen, und mit ihr schweigen, und mit
ihr schweigen.

Ich will endlich wieder aufwachen und nicht direkt darüber nachdenken, wie ich
denn jetzt endlich mehr Aufträge bekomme, bessere Strategien, wirksamere
Akquisitions-Maßnahmen und weiß der Henker was.

Ich will endlich wieder aufstehen, rausgehen. Und die Kälte auf meinem Körper
spüren - ohne darüber nachzudenken.
Endlich, endlich, eine neue Person sein?

Mein Ängste vergessen, meine Zweifel übersehen und mein Wesen so zurecht
drechseln, dass es, ja, dass es wem gefällt?

Wem verdammt noch mal?!

Zurechtdrechseln. Scheiße.

Ich will, dass ich endlich diese larmoyante Laberei da hinten den Bach runter laufen lasse.

Dass mir endlich der Sabber ausgeht. Und die Zeit. Und dass ich meine Füße in die Hand nehme. Und losgehe. Nicht mehr schwanke. Weiterziehe. Nicht mehr zurück gucken.

Ich will, dass ich dieses Leben bald wieder in die Hand nehme - ja, auch dieses alte Stückelchen. Dass ich wieder in den Wald gehe. Den Boden barfuß spüre. Die Biene direkt vor meiner Nase begrüße. Den Vogel oben im Baum anbrülle - weil ich wieder da bin. Froh bin. Klar bin.

Weitermache. Lache.

Ja.

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Dienstag, 28. Oktober 2008
Ich habe etwas Angst
Hier den Text zu tippen.
Spüre aller Augen. Wippen.
Schließe meine Lippen.
Höre auf meine Finger.
Die schlingern.
Aus der Kurve.
Zittern.
Ängstlich auf den Tasten.
Rasten.
Ängstlich.
Wer sieht mir über die Schulter?
Schuld.
Wer?
Schmu?
Mehr.

Geduldig tippe ich Buchstabe für Buchstabe,
schwitze, innerlich.
Kritzle, bedenklich.
Na, schaust du jetzt komisch, auf meinen Buchstabenkrampf?

Versuche zu entspannen.
Mich zu berappeln.
Krabble im Geiste vor mir her und komme kein Stück weiter.
Fühlt sich alles an wie Eiter.
Der herunter tropft.
Auf die Tasten.
Klasterweise.

Angstvolle Reise.
Sooo leise.
Sooo laut - nur mein Kopf?

Noch kein Knopf.
Loch.
Fällt.
Hinein.

Ich werde, will, soll, kann, denke, verschenke, wieder neu, jede Sekunde, ein Leben.

Verspannt, verkrampft, ängstlich, kränklich.

Warum das hier?

Wann kommt der Endpunkt, der letzte Rotz, gekrampfte Quirlerei.

Was für ein Jahr, für ein Kampf, für ein Krampf. Ach, entwerte doch nicht alles.

Alle.
Morgen. Alles.

Es wird morgen wichtig.
So richtig wichtig.

Ich sollte mich nicht so unter Druck setzen.
Sollte ich nicht.

Leichte Entspannung.
Du bist, ähm,

fingerpausierendes Zaudern.
Ächzend stöhnendes Ach.
Vollgefressenes Au.
Niedergeschlagenes lass mich doch.
Aufgeregtes, aber es wird wieder besser.

Drück ich auf Speichern?
Speicher ich den Kram hier für dich und die anderen?

Für immer.
Für ewig.

Ich schäm mich.
Warum auch nicht?

Bin ich eigentlich noch ganz dicht so was hier aufzuschreiben?

Nein, wahrscheinlich nicht.
Nur um echt zu sein.
Nur um mich nicht zu verstellen.
Nur weil ich Nähe suche.
Weil ich Liebe möchte.
Weil ich Geschäftliches verachte.
Lieber schmachte.
Und wie ein Unbelehrbarer verharre, mit meiner Idee einer besseren und ehrlicheren, ja, was denn, Werbung, Welt oder Waldmeistergeschmack.

Ganz schön blöd, was.

Ganz schön verbohrt, was.

Was?

Waldmeistergeschmack.
Liebe auf dem Moos.
Leicht gekrümmte Fichtennadeln auf Waldboden.
Vogelgezwitscher.
Herzwald - was für ein Baumtraum.
Kräftiger Stand, mitten, im Wald.

Ein See.

Lief vorbei, das Reh.

Glitzernder Pfad, mitten zwischen Unterholz.
Da, er glitzert wieder.

Ein Tropfen fällt.
Herunter.
Nicht bis zum Boden.
Auf das Blatt.
Vor der Blume.
Hinter dem Baum.
Über dem Moosfeldchen.
Lässt die Blume.
Den Tropfen.
Los.
Und er landet.
Kurz.
Weich.
Und taucht.
Ein.

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Dienstag, 26. August 2008
Ist die Welt nicht hässlich?
Ist dieses Gefühl nicht grässlich,
doch manchmal unerlässlich.

Unfassbar unpässlich,
in diesem großen Raum,
mit kleinen Fehlern.

In diesem großen Traum,
trau mich kaum reinzuschaun,

von meiner Kindheit hängt mir immer noch der Flaum,
über den Schultern, auf der Jacke.

Hängt mir die schlechte Laune,
das meinen Eltern böse sein.

Hängt mir zum Halse raus.

Fettarsch.

Zum tausendsten Mal: Was mache ich hier?

Zum ersten Mal: ich will nicht mehr originell sein.

Zum zweiten Mal: Ich will nicht mehr originell sein.

Für alle ist dieser Rhythmus zu hören:
Achte auf deinen Lebenslauf, achte auf das Alter, achte auf dein Aussehen, achte auf deine Achtsamkeit, achte auf alles und verhalte dich entsprechend, sonst,

bekommst du keine Anerkennung von,

wem?

Für mich ist dieser Rhythmus auch hörbar:

ich achte auch noch auf meinen Lebenslauf, ein bisschen, ich achte nicht mehr auf mein Alter gerade, ich achte nur noch wenig auf mein Aussehen (fettige Haare, mein Bruder würde sich schämen),

aber auch ich verhalte mich irgendwie entsprechend, nach einem Drehbuch, ich bleibe noch "im Film", ich geh nicht einfach so los.

Ich könnte ja jetzt auch mal ganz andere Dinge ausprobieren. Zum Beispiel als Call-Man arbeiten, als Begleit-Service für interessante Frauen mit Geld,

oder nicht mehr dauernd zuerst auf Brusthöhe schauen, bei Frauen. Aber wieso denn nicht? Außerdem schaue ich nicht dauernd und immer zuerst dahin - nur wenn ich in dem Moment dran denke.

Wo guckst du bei mir denn in?

In mein Herz? Auf meine Pickel. Oder wo versuchst du nicht hinzugucken?

Ich werde wieder ruhiger. Das Leben ist so schlecht nicht. Die Überschrift stimmt nicht mehr ganz. Von wegen: hässlich.

Aber dieser Sound hatte etwas schönes, leichtes, trauriges. Poetisches.

Findest du nicht?

Woher kenne ich dieses Gesicht?

(Sollte ich erwähnen, dass ich in der Staatsbibliothek zu Berlin sitze und so tue als würde ich eine Mail schreiben oder aber noch besser: meine Doktorarbeit. Jeder schreibt hier, mindestens an einer Doktorarbeit.)

Warum ist dieses Leben manchmal so hässlich?

Warum sind die Menschen so begrenzt? Warum bin ich so begrenzt?

Warum ist die Werbung so ein Haufen Mist? Warum tut die Werbung so, als sei der Mensch ein Depp? Warum verhalten sich so viele Menschen danach, sind das dann Deppen?

Bin ich ein Depp, weil ich auch gerade auf dem Weg bin, so zu schreiben, so zu texten, damit die Menschen zu Deppen werden?

Warum schreibe ich so viele Fragesätze?

Und nicht vielmehr: Ich weiß was ich will und was gut für mich ist und was gut für alle ist!

Bin ich einfach zu faul, um pragmatisch zu sein? Um noch mehr tatsächlich zu bewegen? Was heißt hier noch mehr?

Na ja, immerhin stöbere ich ja von Zeit zu Zeit immer mal wieder "auftragsnahe" Situationen auf. Auch wenn ich grad keinen Plan habe.

Und immerhin habe ich jetzt auch den Mut, diesen Text hier zu beenden. Und dir einen schönen Tag zu wünschen.

Ach so, eins wollte ich noch erwähnen: Denk nicht, dass ich den ganzen Tag die Eier schaukle und untätig in der Gegend rumsitze und über solche Texte wie diesen hier sinniere.

Ich lebe. Ganz schön oft. Ganz schön oft schwer gerade. Aber ich lebe. Und arbeite daran. Und mache weiter. Und tue das beste, was mir möglich ist. Glaube ich zumindest. Außerdem sind da diese Amseln. Ohne gelben Schnabel, also Weibchen?

Auf jeden Fall, was für wunderbare Kleider die grade tragen. Ich meine, das sind ja eher eigentlich graue Vögel. Und eher eigentlich unscheinbar. Aber hast du diesen kleinen leuchtenden da eben gesehen? Mit den weißen Punkten und den weißen Linien, die ziemlich gestochen auf meine Pupillen fallen. Die wiederum an mein Gehirn weiterleiten:

Mein lieber Herr Gesangverein.

Und mein Gehirn ist noch nicht fertig: Das fast schon phosphoriszierende Leuchten, ins grünliche, was den Anzug mit den weißen Ornamenten überschimmert, das macht mich kurzfristig - so sagt zumindest mein Gehirn - ziemlich glücklich.

Und auch der Blick, als ich von einer jungen Frau dabei angeblickt werde, wie ich das erblicke, ja, auch das ist, ziemlich wau.

Nicht mehr, aber, ja, doch auch nicht weniger als ein schönes knappes wau.

Könnten es auch Stare gewesen sein?

Könnte mein Herz jetzt wieder... Moment, da ist doch schon wieder dieser Gedanke an meinen nicht zahlenden Kunden. Schade. Schon so oft heute "eingefallen" dieser blöde Gedanke.

Aber gibt es nicht Schlimmeres? (Mensch mir wird gerade ganz warm, weil ich mir denke, dass ich da einen ganz schönen Nonsens schreibe, aber: er stimmt so - zumindest insoweit, als dass ich bei diesem "stimmen" auch beleidigende oder sonstige Kleinigkeiten im Einzelfall weglasse. Was ist also dieses "stimmt" noch wert? Na ja, es ist das "stimmt" was ich gerade gerade noch leisten kann. Was nicht über meine Grenzen, sondern an meine Grenzen geht.)

Irgendwie krieg ich jetzt doch "schiss" diesen Text wirklich "zu bloggen".

Hab schon so lange nichts mehr so ehrlich und unzensiert gebloggt. Überhaupt "gebloggt".

Hm.

Ich werds mal tun. Die Welt wird davon nicht untergehen. Und ich - fingerklopfenderweise - mach das jetzt einfach.

Vielleicht ist es ja mein letzter Blogeintrag. Weil die ganzen anderen Tagebucheinträge der letzten Monate haben mir gezeigt, dass ich nicht mehr alles so ohne Weiteres "veröffentlichen" kann. Oder will.

Ach, nein, sicherlich werde ich wieder zur "Feder" greifen und mich ausprobieren, erleichtern, oder was auch immer.

Guten Tach.

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Donnerstag, 29. Mai 2008
Das Leben ist halt strange – 29.05.08
Es fühlt sich wieder leichter an heut morgen. Weniger druckvoll. Hab meine Pflichten samt und sonders auf morgen verlegt – die Steuer als größten Faktor. Bin ich deswegen wieder etwas leichter?

Heute nicht denken, Tag?

Im Park liegen. Die Eier schaukeln. Die Bötchen beobachten. Die Weiber. Die Titten. Das Leben. Die Liebe und die Tiere. Im Frühling. In Berlin.

Nach über einem Jahr. Ziemlich genau wie viel Tagen?

Am 14.03. um 16.57 Uhr bin ich los. Vom Hauptbahnhof Freiburg. Und war so gegen 23 Uhr in Berlin. Irgendwie bin ich über Greifswalder Straße in der Frankfurter Allee S-Bahn-Haltestelle angekommen.

Das hat sich alles unglaublich verwegen angefühlt. Nach Supergroßstadt. Auch ne gute Portion Angst vor dem Verlaufen war da dabei. Ich hatte ja nur meine Zimmerschlüssel von meiner Untervermieterin für 2 Wochen, die zu dem Zeitpunkt in den USA war.

Mein Gott war das alles neu. Und unbekannt. Und groß und unübersichtlich.

Das Geräusch, wenn die S-Bahn schließt: Tüt-tüt-tüt-tüt.

So aufregend, so oft ich das auch immer gehört hatte, so aufgeregt war ich. Das ist heute komplett anders. Alles eingewöhnt. Gewöhnlich. Routiniert. Es geht heute um Kopfhörerlärm. Um Nasenhochziehen. Um süße Babys, die einen angrinsen. Um hübsche Ausschnitte, die einen auch manchmal angrinsen. Es geht um die tägliche Routine, des sich nicht annerven Lassens. Ach ja, fast hätte ich die schönen Handy-Gespräche vergessen, die man jederzeit mithören darf.

Zurück zum 14.03., spät am Abend. Ach, ich erinnere mich, ich hatte meine Untervermieterin ja bereits ein paar Wochen vorher in Berlin getroffen und mir da auch den Zweitschlüssel geben lassen. Mit ihr habe ich heute keinen Kontakt mehr. Hauptsächlich, weil sie einen Hund bekam und zu dem bei unserem letzten Zusammentreffen so oft und so nervig „Good girl“ gesagt hatte. Kann man sich nicht vorstellen, wie das genervt hat – wobei natürlich auch kein vernünftiges Gespräch zustande kam.

An jenem ersten Abend: allein in Berlin. Zum ersten Mal kein Gast mehr. Sondern, ja, auf 2 Wochen Einleburlaub. Bevor es Anfang April in die neue Wohnung gehen sollte, mit meinen nachgereisten, beigeladenen Möbeln – die ich nur per Zufall, da die Möbelpacker einen Tag zu früh damit erschienen waren, dank intuitiv eingeschaltetem Handy, das ich nach 4 Wochen dann wieder zurückgegeben habe, beim Eintreffen abpassen und einladen konnte. Dann in meiner neuen WG, die jetzt nach ja sagen wir, 14,5 Monaten, 1 Jahr und 2,5 Monaten oder genau: 365 + 78 Tage = 443 Tagen. Also morgen werde ich 444 Tage in Berlin sein.

An jenem erste Abend kam ich an, im S-Bahnhof Frankfurter Allee. Und, ja, es muss relativ warm gewesen sein. So glaube ich zumindest. Vielleicht war es aber auch nur die Aufregung, das alte Leben ziemlich komplett zurückgelassen zu haben. Und in dieser Riesenstadt insgesamt genau 3 Menschen zu kennen. Und dabei das alte Leben, mit vielen guten Freunden komplett zurück gelassen zu haben. Auch die Familie war ja weit weg.

So bin ich dann zu meiner 2,5 Wochen Wohnung gegangen, die für mich allein bereit stand. Durch die Nacht, durch die Straßen der Friedrichshainer Gegend, die doch nicht ganz unabenteuerlich aussah. Ich hatte ziemlichen Respekt, vor den Altbauten, die abbruchreif in der Gegend rumstanden und noch stehen. Vor den ziemlich unübersichtlichen Straßenzügen, die später schnell übersichtlicher wurden. Kam dann in die Schreinerstraße und schließlich vor der Wohnung an. Sehr spannend. Mit vielen Büchern und schönem altem Bett – sehr gemütlich. Natürlich mit frischer Bettwäsche.

Heute bin ich hier. In einer neuen Wohnung.

Ich weiß noch genau, wie mein Gefühl damals wechselte zwischen „toller neuer Welt, mit in der Mittagssonne sitzen und Chinapfanne mit Hähnchenfleisch beim Chinesen essen“ und „Ich habe super Angst vor der ungewissen Zukunft, ohne Kontakte, ohne Job, mit wieder mal tausend Ideen“.

Diese Gefühlswelt wurde sehr stark durch ein Buch des Dalai Lama beeinflusst. Mit sehr vielen wunderbaren Regeln. Von Liebe und Vertrauen, die man in die Welt trägt. Von Toleranz und Güte. Und? Ich wollte das auch alles genau so machen. Ja, das weiß ich noch. Auch wenn ich manches Mal erahnte, dass mir das nicht ganz gelingen würde. Herrje, was hatte ich damals gelesen, all die interessanten Bücher, Paulo Coehlo, Murakami, auch Djian? Ja, wunderbar, vor dem riesigen Bücherregal, in dem alten Oma-Sessel – ich glaube, es war kein richtiger Ohrensessel, aber saugemütlich, auch mit den ganzen Decken um mich rum. Es war nämlich insgesamt noch ziemlich kalt, im nach Norden raus gelegenen Zimmer in Berlin, ohne Heizung anmachen. Mitte bis Ende März.

So ging ich leicht und manchmal ganz schwer durch meine ersten Berliner Tage, ja, und ganz schnell war Freiburg, das Leben der letzten 7 Jahre, ziemlich weit weg. In meinem Kopf und auch in meinem Herzen. Bis auf solche lustigen Momente, wenn ich einen 50 Euro Schein aus dem Geschenk einer guten Freundin herausrieseln sah – die eigentlich gar nicht für mich gedacht waren, sondern für den ursprünglichen Geschenke-Empfänger, der die schön eingepackte Flasche spanischen Sekt aber offensichtlich gar nicht ausgepackt hatte.

Warum schreibe ich das hier? Nach 443 Tagen Berlin. Ich merke, wie mir mein Detailversessensein beim Schreiben zugute kommt. In jedem Fall meinen Stil prägt. Aber was heißt schon Stil? Ich, Scheibe, auf deinen Stil. Um hier nicht irgendwelche Kraftausdrücke zu verwenden. Auf deinen Stil, auf meinen Stil?

Auf Stil.

Aber auch das ist ja ein Stil. Und genau das ist mein Dilemma. Keine Rolle spielen zu wollen und zu erkennen, dass auch das eine Rolle ist. Nicht cool sein zu wollen und zu erkennen, dass ich aber aus Schüchternheit oft so cool rüberkomme. Kein Gutmensch sein zu wollen, aber doch oft in das Verhalten von Gutmenschen reinzurutschen: dogmatisch, streng zu sich selbst, verbissen und die Lebendigkeit einbüßend.

Kein Spießer sein zu wollen. Kein Juppie – sofern diese Bezeichnung noch erkannt wird. Kein. Hauptsache kein. Aber, oh Wunder, das klappt natürlich nicht. Warum auch? Ich bin ein was auch immer. Da kann ich mich auf den Kopf stellen. Und das versuche ich wahrlich oft genug.

Mich abzugrenzen. Aber ich will doch auch dazugehören. Geliebt werden. Gemocht werden. Geschätzt werden aufgrund meiner Liebenswürdigkeit. Und am wichtigsten: aufgrund meiner fachlichen Kompetenz. Womit wir wieder beim ernsten Fach wären, und beim 150%igen. Wie sogar meine Mutter mich auch gerne bezeichnet – wiewohl sie sonst so freundlich und gütig in ihren Zuschreibungen mir gegenüber war und vor allem ist.

Wie war das zu Beginn so aufregend. Mich in die Bahn zu setzen. In einer 3,4 Millionen Menschen Stadt. Durch die Hauptstadt mittendurch zu fahren. Am Reichstag vorbei, an den Bundestag-Glasgebäuden, am Kanzleramt, am Alex vorbei, an der Siegessäule, auf die alles sternförmig zuläuft, die alten, tollen Museen, die zum Teil keine 50 Meter neben der S-Bahnstrecke liegen.

Den Berliner Dom, mit seiner Kuppel, mit seiner eindrucksvollen Spitze und den 4 Türmen, die ebenfalls wie Kuppeln geformt waren, nur deutlich kleiner. Viel vergoldet. So wie auch die Siegessäule.

Ja, das ist immer noch das kurze Zucken, eine kleine Gänsehaut. Diese Weltstadt, Hauptstadt, Weltläufigkeit macht mir noch, wenn auch kleine, wohlige Schauer – allerdings so selten.

Ich weiß noch, wie ich mit dem Bloggen anfing. Und mir überlegte, soll ich oder soll ich nicht. Das machen doch so viele. Und dieses Sich-Ausziehen, sich darstellen. Das war dann doch ziemlich schnell sehr spannend und aufregend. Insbesondere wenn es dann auch mal konkretes Feedback gab und Menschen, die meinen Blog abonnierten, also wie so ein Zeitungsabo, dass automatisch die neuesten Ausgaben an den Empfänger schickt.

Heute ist das anders. Ich tue mir schwer, mich nicht völlig lächerlich zu empfinden. Ich merke, wie ich alles andere als davon überzeugt bin, dass ich etwas Spannendes mitzuteilen habe. Oder etwas stilistisch Anspruchsvolles. Lediglich das Echte, Wahre nehm ich mir noch selber in gewissem Umfang ab – was ist schon zu 100% echt???

Und so schreibe ich auch jetzt vor mich hin – auch mit der Überlegung diese Zeilen in den Blog zu stellen.

443 Tage Berlin. Und ca. 2460 Tage Freiburg. Gut 5 mal so viel – da ist wieder dieser Genauigkeitssinn, oder -wahn?!

Herrje, Freiburg, du wunderschöne, wunderbare, ruhig kleine, schmucke Stadt an der Dreisam. Doch geliebt haben wir uns nicht wirklich. Dazu war ich zu sehr mit mir selbst auf Kriegsfuss. Hatte zu selten Ruhe vor mir selbst. Meinen Ansprüchen. Hatte zu oft selbstzerstörerische und wohl auch, schlimmes Wort, depressive Phasen, als dass man da von Liebe sprechen könnte.

Aber, die Stadt selbst? Doch. Sehr liebenswürdig; die Gegend, ein Traum. Die Berge, die Natur, die vielen Bäume und Sträucher in der Stadt. Die wunderbaren Jahre in der 4er-WG. Herrje, das kommt mir vor, als wäre das Jahrzehnte her. Auch die nervigen Zusammenstöße mit meinem Hauptmieter von damals. Das kleine Männlein, dass selten Hass, zum Schluss immer öfter Bedauern, Mitleid bei mir hervorgerufen hat.

Freiburg!

Mit seinem ruhigen Gang, mit seiner Beschaulichkeit und auch Überschaubarkeit. Die immer gleichen Gesichter in der Innenstadt. Die gleichen Frauen. Die gleichen Brüste. Die gleichen Bedienungen. Herrje, was gab es da für immer wieder gleiche Aufwallung, in meinem Herzen, in meiner Brust. In meiner Shortzone.

Die eine, das junge Ding, Pia hieß sie glaube ich, in einem netten Café, mit Biergarten, direkt in der Fußgängerzone, aber auch etwas abseits gelegen von den Touristenpfaden. Dieses junge Ding, mit den perfekten Brüsten. Per – fekt!

Und so gab es einige, die ich in den immer gleichen Diskotheken sah. Und, getarnt, anstarrte, mich danach sehnte mit ihnen zusammen zu kommen. So Frauen auch, wie meine Slowakin. Herrje, oder eine andere, die zuvor meine Schülerin war – natürlich volljährig.

Ja, das war so verkehrt nicht.

Die vielen trockenen Tage. In meiner Shortzone. In meinem Kopf. Wo mein Motor so oft, so heiß lief. Trocken, ohne Ölung, ohne Ziel. Immer weiter lief. Und mir dabei helfen wollte, einen Kunden und Aufträge zu finden.

Und die vielen, vielen Tage, die ich vor dem Leben da draußen flüchtete, in meinem 26 qm Altbau-WG-Zimmer, vor den Fernseher. Und dabei gerne die Rolläden runterließ, damit mich mein Hauptmieter nicht dabei sehen konnte. Und es mir nicht so oft „aus Brot schmieren“ konnte.

Die Zeiten des super schlechten Gewissens. Der Superflucht vor dem Leben vor der Haustür. Mein Gott, ich hatte mir einfach gar nichts zugetraut. Hatte mir Pläne gemacht wie ich ohne Kundenkontakt Aufträge gewinnen bzw. bearbeiten konnte. Weil ich soviel Angst hatte, vor den Menschen, die so viel professioneller und besser als ich waren – oder sind?!

Den Zeiten der Ko-Abhängigkeit, wie das wohl in der Fachsprache heißt, in denen ich meinem Mitbewohner, der ja auch ein Mietbewohner war, dabei helfen wollte, vom Alkoholismus loszukommen. Über mehrere Jahre, mal versteckt, ja, und dann teilweise ganz offen, das Thema ansprechend. Und so Vorschläge machend, wie: „Ich esse jetzt 2 Wochen keine Schokolade mehr und du trinkst dafür keinen Schluck“. Oder hatte ich das auch mal mit der Fernseh-Verzicht-Variante angeboten?

Von 2001 bis 2004 habe ich mich dermaßen mit mir selbst beschäftigt, dass für alles andere so gut wie kein Platz war. Ich war so oft in meinem Kopf. Aber wie sieht das denn heute aus?

Diese Neigung, alles intellektuell anzugehen und zu analysieren, zu durchdenken, die habe ich immer noch. Und die wird sicher auch nie ganz weggehen. Glaube ich. Die Frage ist, wie viel Raum ich dieser Neigung geben will. Jetzt beim Schreiben hilft sie mir sicher. Später, im Tag, wenn ich einfach so durchs Leben schlendern werde, ohne Pflichten für heute, da ist das schon oft hinderlich, weil mir berufliche oder frauentechnische Bedenken kommen und ich sie allzu oft weiterdenke oder durchdenke, von verschiedenen Seiten betrachte, bzw. einfach mit neuen Aspekten von meinem Oberstübchen befeuert werde.

Ich, Scheibe, auf deinen Stil.

Ich sch... auf, ja, auf die Meinung anderer?

Das gelingt mir deutlich öfter als noch in Freiburg. Aber, auch hier bin ich sehr oft gefangen, allzu oft auch ohne es währenddessen zu merken.

Herrje, alles immer richtig machen zu wollen: meine Bedürfnisse zu erkennen und sie zu bedienen, meine Gefühle zu erkennen und sie „richtig“ auszuleben. Und dann natürlich auch die Bedürfnisse (oft die angeblichen, die ich glaube zu erkennen, ohne es wirklich zu wissen) der Anderen zu berücksichtigen, und mich in irgendeiner Form daran anzupassen – z.B. sie zu bedienen mit meinem Verhalten, oder sie gerade nicht zu bedienen – ja, natürlich auch beim Thema „Frauen kennen lernen“. Gott, wie mich das manchmal anpisst. Und annervt.

Dass ich da nicht einfach viel mehr mein eigenes Ding mache und dann schaue, wer da mitmachen möchte. Und nicht umgekehrt – typisch Marketing – so oft danach schaue, was die anderen für Bedürfnisse haben und zu gucken, ob ich mich so verhalten kann, dass ich davon was für meine Bedürfnisse abbekomme. So als Art Bittsteller und heimlicher Wünscher (bitte, erahne doch meine Bedürfnisse und verhalte dich entsprechend) vor diesen Situationen stehe und dann wie in Zeitlupe „gelebt“ werde.

Anstatt selbst zu leben. Zu fühlen, was ICH dann fühle. Zu machen, was ICH machen möchte.

Hm, das hab ich wohl wunderbar in meiner Kindheit gelernt, schon im Kindergarten, mit meiner ersten „großen Liebe“, und im Elternhaus natürlich auch: Rücksicht auf die wichtigeren Bedürfnisse der Eltern nehmen.

Ach, ich werfe es ja gar keinem mehr vor. Ich verstehe ja, dass auch „die Anderen“, alle Anderen da ihren eigenen Zwängen unterworfen sind und so frei wie ich das lange dachte und immer noch spontan oft denke, gar nicht sind.

Tja, Freiburg. Tja, Berlin.

Tja, Australien. Tja, Kieferbruch. Tja, tollste Frauenbeziehung. Tja, kleines Mädchen, dass gerade so rumquickt, dass, wäre sie in meiner Nähe, ich nicht wüsste, ob ich ihr eine Scheuern müsste, mein Gott, so hoch und laut kreischt und quietscht sie gerade rum, ja, und noch mal: Gott sei dank ist sie nicht in meiner Nähe, sondern auf dem Spielplatz, der 100 Meter von meinem Fenster entfernt, liegt – bei geöffnetem Fenster.

Tja, Leben.

Wie schaut’s aus?

Was bringst du mir noch?

Ich denke mir gerade, wie es wäre, an einem Fluss zu sitzen. Irgendwo, oder so als Metapher. Also einfach einen Ort zu haben, von dem man sich nicht mehr weg bewegt und alles andere, all die Anderen, also das ganze Leben, an sich vorüber ziehen lässt. Sich nicht auf das Leben selbst zu bewegt.

Wie wäre das denn?

Tatsächlich einen buddhistischen Ort zu finden, ein Kloster gar? Na ja, für immer???
Nein. Das kann ich mir nicht vorstellen. Das fühlt sich zu wenig lebendig an. Dann lieber „Schmerz als gar kein Leben“ oder so ähnlich hatte ich das in einem Interview mit einem bekannten englischen Dramatiker gestern gelesen.

Obwohl dieses „kein Leben“ natürlich quatsch ist. Im Kloster oder auch nicht im Kloster, wenn ich aber hauptsächlich an einem Ort bleibe und mich damit begnüge, was „mir zufällt“, herrscht natürlich Leben.

Früher war das ja wohl eher der Normalfall, wenn wir mal ein, zweihundert Jahre zurück gehen in unserer Geschichte („Ach Mädelchen, schrei doch nicht so wie am Spieß!!! Dat macht micht bekloppt!“).

Ja, da war das tatsächlich, lebenswert? Liebenswert?

Bescheiden. Ohne viele Möglichkeiten. Sein vorherbestimmtes (?) Leben zu leben. Mit der Familie. Mit den umliegenden Nachbarn. Im Dorf oder in der Kleinstadt. So war das wohl. Mit viel Arbeit, wenig Licht. Mit viel Zwängen. Mit viel Enge. Und mit nicht so viel Freuden?

Hm, und was war mit der Liebe? Mit dem Sex? Auf so engem Raum teilweise.

Wie war das zum Beispiel bei meinem Großvater, ich sag lieber Opa, Gott hab ihn selig (bin ich dann doch gläubig, weil ich ja so was sage?)?

Wie war seine Kindheit, die kurz vor dem ersten Weltkrieg begann? Wie war seine Jugend, die einige Jahre vor dem zweiten Weltkrieg endete?

In dem Haus, wo auch seine Eltern lebten? Nein, er baute sich und seiner Familie, meiner Mutter ein eigenes, glaube ich. Wo ich selbst später in meiner späten Jugend bis zum 28. Lebensjahr gelebt habe. Unter dem Dach. Von meinem Opa noch zu Lebzeiten ausgebaut.

Wie war das mit seinem Leben, als er mit um die 30 Jahren in russische Gefangenschaft geriet und es geschafft hat, nicht zu sterben?

Wie war das mit seinen (Schnee-/Eis-)Märschen, wohl auch durch den russischen Winter, wofür er mindestens einmal auch ausgezeichnet wurde, weil er als erster ankam. Durchgehalten hat. Ein Talent von dem ich sicher auch etwas abbekommen habe.

Wie hat er sich gefühlt? Als er aus dem Krieg, aus der Gefangenschaft zurück kam. In eine Welt der Niederlage. Des besiegt Seins. Des schlechten Gewissens. Der Nazi-Verdrängung. Mit einer Frau, die sehr fürsorglich, aber auch sehr unnahbar war. Immer schon war? Mit einem Beruf den er liebte, als Schreiner, aber ohne die entsprechenden kaufmännischen Fähigkeiten, um auch dauerhaft damit leben zu können.

Mit, also, einer beruflichen Niederlage, mit der er sich als Angestellter später viele Jahre den Lebensunterhalt verdingte. Um die Frau und seine drei Töchter – eine davon meine Mutter – aus den Nachkriegsjahren zu bringen. In die Wirtschaftswunderwelt. Die Schreinerfirma hieß Bläser, da kann ich mich noch gut dran erinnern, weil er auch als Rentner noch gute Kontakte zu seinem Chef hatte, der seine Fachkenntnis sicher sehr schätzte. So denke ich mir.

Seinen Dickschädel hat er wahrscheinlich nicht so geschätzt. Aber alles in allem war er sicher eine wertvolle Hilfe, eine wertvolle Arbeitskraft – was für ein schei... Begriff!

Tja, Opa. Und dann kam deine große Fernsehzeit. Ups, davor die Zeit hab ich doch glatt unterschlagen. Wie er mit ca. Mitte Fünfzig, Anfang Sechzig, auch unser Elternhaus mitbaute – wenn ich den Erzählungen meiner Mutter glauben kann, ja, fast allein gebaut hat. Anfang der 70er Jahre muss das gewesen sein. Meine Eltern immer noch recht jung, Anfang/Mitte Zwanzig. Und das mit inzwischen 2 Kindern, einer nicht wirklich glücklichen Ehe und einem Hausbau. Jetzt realisiere ich auch, warum meine Eltern mit der 68er-Bewegung rein zeitlich sehr wenig zu tun haben konnten – nicht zu sprechen von ihrer geistigen Verbindung oder besser Nichtbindung mit diesem Thema. Sie mussten anpacken, ranklotzen, um „den Laden“, die Familie, das Haus ins Laufen zu bringen, am Laufen zu halten.

(„Da ist doch auch mein kleiner Schreihals schon wieder, leiser aber als vorhin, vielleicht schon ausgepowert durch das viele Herumgeplärre.“)

Mein Gott, was für Zeithorizonte, die ich da gerade durchschreite.

Annähernd 100 Jahre – mein Opa muss um das Jahr 1912 geboren sein, und 1996, 74-jährig gestorben, so ca. – sind das.

Fast 100 Jahre, und wozu das alles?

Was hat das gebracht?

Für die Menschheit? Was bringt es mir? Wo soll es noch hinführen?

Nach 443 Tagen in Berlin. In einer Stadt, die mich fordert. Scheinbar noch nicht genug, da ich immer noch Fluchtmöglichkeiten finde, wie jene, die ich gestern gefunden habe, um mich vor einem lukrativen superkurzfristigen Job zu drücken. Schade, eigentlich.

Ja, ist das schade? Ist dieser Text heute, für mich, nicht wichtiger. Den hätte ich sonst nicht schreiben können. Weder zeitlich noch muße-technisch wäre ich dazu wohl in der Lage gewesen.

Dickschädel, eigenbrötlerisch, intellektuell verweichei-t, einfühlsam, manchmal dynamisch, fordernd, führend, leicht, manchmal schwer, weltkrank und selbstbemitleidend, oft 150%ig, verbissen, aber auch ausweichend, Schlendrian einkehren lassend, und, ja, ruhig.

Jetzt.

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Sonntag, 13. April 2008
Ich habe jetzt 2 Stunden geschlafen
Und mein Leben fühlt sich immer noch scheiße an. So wie mein Magen, der gerade beginnt zu rebellieren.

Ich will.

Ich will verdammt.

Ich will verdammt noch.

Ich will verdammt noch mal.

Ich will verdammt noch mal endlich.

Ich will verdammt noch mal endlich wieder.

Ich will verdammt noch mal endlich wieder diese beschissenen Zeilen weiterführen. Mich auskotzen. Auf die Seite legen. Rumheulen dürfen. Und das Leben beschissen finden dürfen. Meine guten Seiten mal nicht mehr sehen können. Nicht mehr aufrecht halten müssen.

Mich kotzt es an. Scheiße. Mich kotzt es an: noch mehr Scheiße.

Verdammt noch mal. Eigentlich bin ich doch zu alt für den Mist.

Eigentlich muss ich doch bloß meditieren und meine Mitte finden. Und.

So weiter.

Aber. Ich scheiße da jetzt drauf. Die Mitte finden ginge in dieser Stadt leicht. Lustige Wortspiele spielen ebenso.

Aber einfach mal auskotzen. Kotzen. Kotzen.

Und gut is.

Warum schreibe ich den Mist? Was soll das?

Ach ja, weil ich gut drauf bin. Eigentlich. Und es aber schauspielerisch geschickt verberge. Dass mir Frauen auf den Sack gehen, die ihr Wort nicht halten - wegen einem besten Freund.

Weil mir Frauen auf den Sack gehen, die sich wie coole Prinzessinnen verhalten - und ich auch noch auf die reinfalle.

Weil mir gerade einfach alles auf den Sack geht. Ja, auch meine schlechte Laune. Scheiße!

Aber das reicht ja nicht.

Was kommt danach? Und wenn du ein Gehirn hast, weißt du, dass da wieder was danach kommt.

Und davor habe ich schiss. Dass da wieder was danach kommt. Und sich immer noch sch... anfühlt.

Leider sch... und nicht sch... .

Leider kommt dieses sch... immer wieder. Auch wenn man noch so alt wird. Auch wenn man noch so kluge Gedanken denkt.

Auch wenn man noch so schöne Momente lebt.

Auch wenn man tausend mal liebt und lebt und lobt. Und.

Ich.

Bin, glaube ich, ratlos.

23:21 Uhr.

Wo ist wohl der kleine t?

Mit welchem alten Mann ist der gerade weggegangen und lässt sich von dem ins Bockshorn jagen.

Kleiner t, wo bist du?

Und zu wissen, dass dies eigentlich nur neurotischer Mist ist. Gequacke. Geplärre. Luxusselbstgespräche, die gegen meine Wand widerhallen und mir den gleichen Mist tausendfach zurück um die Ohren hauen.

Gegen meinen Dickschädel. Machen ihn zum Brummschädel.

Alles schon mal geschrieben. Alles schon mal gedacht.

Alles schon mal gefühlt.

Man, geht mir das auf den Sack. Herrje, noch mal.

Gedanken an eine gute Freundin mit der ich mich zerstritten habe. Gedanken an ein normales und geregeltes Leben, dass ich eigentlich führen sollte. Gedanken an eine Partnerin, die ich eigentlich haben sollte. Gedanken an den guten Sex, den ich eigentlich machen sollte.

Gedanken. Bloß. Nix weiter.

Vielleicht wird’s ja besser, wenn ich noch mal weiterschlafe.

Vielleicht ist dann der Umzug schon beendet. Das Seminar bereits absolviert. Und die Frauen neben mir mehr als ein schön gedachter Gedanke.

Sch...! Und guten Abend. Hört sich doch alles ganz cool an. Oder!

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Freitag, 11. April 2008
Hallo liebe Abonnenten:
Antonausloehndorf, ernst bock, meike78, mojito, nike und nnamron. Und liebe Andere.

Eigentlich will ich ja aufhören. Hier. Mit diesem Rumgeschreibsel. Ich hab mich schon so an meinen eigenen Scheiß gewöhnt, dass ich jetzt erst wieder merke, nach einer Pause, dass ich dieses, jene Geschreibe ganz schön wichtig genommen habe.

Und mich selbst für einen Literaten.

Bullshit!

Aber auch das ist ja schon wieder der Anfang, als Literat wahrgenommen werden zu wollen.

Warum sollte ich denn weiterschreiben?

Und was?

Vielleicht hat ja jemand ne Antwort.
Frohe Nachostern

samoth und der kleine t

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Dienstag, 12. Februar 2008
Wehleidiger Wüterich
Es war einmal
eine Superexplosion, die dich zerriss
in Echtzeitillusion,

am Himmel?
Oh Himmel.

Dein Pimmel.
Am Himmel?

Verrückt, bist du,
zerstückt, bist du,

hinaus, ins All,
tausend Stücke, dein Knall,

zerstreut deine Teile,
bereut, wer? Weile?

Nein beeile,
dich
Verweile,
nich

Teile viel mehr,
Eile mit Weile sehr,

Zu dir.
Zu dir. Mehr.

Zum hier.
Zum Tier. Meer.

Aus dem Meer.
Hier her.

Wirst du?
Wirt du.

Werde doch.
Werde noch.

Werde weiter.
Werde heiter.

Gescheiter.
Mit Schneit, er.

Sie glotzt.
Sie motzt.

Rotz
Votz

Ratz,
fatz,

Nase ab,
Phrase ab,

Klage nicht,
Klage, Wicht.

In ihr Gesicht.
Gegen ihr Gewicht.

Wichtiger.
Wicht. Tiger.

Tigerwucht.
Tigerschlucht.

Nach unten zieht’s,
Nach oben flieht’s,

Nach draußen flüchten,
Im Draußen züchten,

Deine Ängste,
Deine Ängste,

Deine engste, Stelle,
deine strengste, Welle,

zieht dich zurück ins Meer,
zieht dich bedrückt ins Heer,

zurück,
verrück,

nie mehr,
nichts mehr,

kein Heer,
kein Mehr,

mehr!

Gehorche, doch, lieben, dem
Storche, dort, drieben, dem
Peter, im Namen, dem Peter,
im Nomen, ist Omen, schließt mit:

Armen. Amen?

B-Män, C-Mann, D-Zug, Holzpflug, Durchzug, Mittendurch, Marsch, am Arsch.

Vorbei.
Verzeih.
Derlei.
Gelei. Er.
Gereih. Er.

Sieht dich nicht.
Hört dich nicht.

Kleiner Wicht.
Deiner Sicht.

Ohne Gericht.
Ohne Gewicht.

Gewichte.
Richte.

Nichten. Mit Nichten. Pflichten. Bei Pflichten. Und Gerichten. Malen. Und Mahlen. Und Mahler malte Musik.

Mozart moll-te Dur.

Und Beethoven, Beethafen, Beutelraten, Beutelratten, Bruchteilbraten, Brachialgewalttaten, Beutelrattatatten, gestatten.
Das Ende.

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