samoth
Dienstag, 16. Oktober 2007
Wenn der kleine te einmal groß ist ...
Heute habe ich den kleinen te getroffen. Und wir kamen so ins Gespräch und er fing an zu erzählen. Ja, und auf einmal waren wir mitten drin in seinem Thema:

„Weißt Du, wenn ich einmal groß bin, will ich Geschichten erzählen. Ich will davon erzählen, wie ich 2 Jahre lang Alpträume hatte. Und von diesen gefährlichen Monstern geträumt habe. Fast in jeder Nacht.

Aber noch schlimmer waren eigentlich die Tage. Wenn ich schon am Nachmittag daran dachte, dass ich in ein paar Stunden ja wieder ins Bett sollte. Und versuchen, einzuschlafen. Auf ein Neues gegen die Monster kämpfen. Meistens hab ich verloren. Und bin dann gegen Ende des Traums von der Erde genommen worden.

Oder die Geschichte, als ich als 6jähriger mit meiner ersten Freundin auf dem Traktor saß. In einer alten Scheune, gegenüber vom Haus meiner Eltern. Ich saß am Steuer und direkt daneben, meine Freundin.

Eines Tages war es dann soweit. Die Frage der Fragen: Willst du mich heiraten?

...

Ja! Ja? Ja! Aber ich hatte auch irgendwie damit gerechnet. Sie war schließlich meine Freundin. Und so was spürt man doch.

1-2 Jahre später habe ich mich dann bei meiner ersten richtigen Lüge ertappt. Herrje. Das war unten im Garten meines Elternhauses. Da wo die Treppe runter führt, vom oberen Gartenbereich in den unteren; da, wo auch der alte Apfelbaum stand.

Ich befand mich also auf der Treppe, oder besser, auf der 2. oder 3. Stufe nach unten, direkt neben dem zugewachsenen kleinen Gebüsch, hinter der ewig langen Garage meines Vaters. Mein Bruder war auch dabei. Und noch ein anderes Kind, an das ich mich aber jetzt nicht mehr erinnern kann.

Ja, und dann habe ich etwas gesagt. Und mir schon im vorhinein gedacht: ´So! Das wird jetzt gleich deine erste Lüge!`

Ja, oder die Geschichte von meinem ersten eigenen Fahrrad. (Ich hatte das erste Fahrrad von allen, im Kindergarten im Dorf.)

Von meinem ersten eigenen Fernseher.

Von der jahrelangen Angst vor der 1. Autoscooter-Fahrt.

Von dem Tag, als mir ein Schulkamerad meine Frau - die Traktorfrau - weggenommen hat. Auf dem Spielplatz, der zum Kindergarten gehörte; wo ich Jahre vorher der Erste war, der dort sein ein eigenes Fahrrad geparkt hatte - ein rotes Gebrauchtes, mit verschmierter Aufschrift auf der Seitenstange.

So, jetzt aber genug mit den Geschichten. Ich muss jetzt gehen. Zu Hause warten noch eine Menge Aufgaben auf mich. Damit ich später mal meine Geschichten erzählen kann. Dafür muss man ja schließlich noch einiges lernen.“, sagte der kleine te. Und schwupps, noch bevor ich richtig Tschüss sagen konnte, war er auch schon auf dem Weg. Und ich sah ihn nur noch von hinten. Mit seinem großen Schritt, der immer auch ein wenig beschwingt war.

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