samoth
Dienstag, 3. Juli 2007
Ohne Worte
Den Computer auf den Boden schmeißen, die ganzen scheiß Pflichten vernichten, verdichten, und dann Richtung Mond umschichten!

Scheiße. Die Kotze rumort in meinem Bauch, hüpft hin und her, schlägt gegen die Wände, säuert sich Richtung Ausgänge, will verschleudert, nicht vergeudet werden.

Mir reicht’s! Reicht’s? Oder riecht’s? Nach ziemlich blödem Rumgelaber, ohne Konsequenzen, wieder weitermachen, mich unterordnen, in eine scheiß Organisation, für eine Scheiß-Gesellschaft, für ein Scheiß-System, von dem ich mich dauernd anstecken lasse, da mitzumachen, um dann aufzuwachen, und wieder abzuflachen, und weiterzumachen, in dieser Soße voller Kompromisse, Annäherungen, Nichtssagendem, Nichtgemeintem, Nichtgewollten, Unehrlichem, Vorgesetztem, Wiedergekäutem. Ja, ich will diese ganze Scheiße loswerden, wegrennen, mich nicht wieder niederbeugen. Beugen lassen? Warum schaffe ich nicht die Distanz, dazu, dass es ja „nur“ ein Job ist? Warum fühle ich mich immer so betrogen, abgewogen, auf die Waage geworfen, eingetütet und in die Ablage oder auch mal ins Schaufenster gesetzt, diese unselbständige, unwürdige Scheiße...

Scheiße. Scheiße. Scheiße.

Da ist noch mehr. Wieso kämpfe ich dauernd? Ich schaue kein Fernsehen mehr. Ich esse immer gesünder. Ich achte mehr auf meine Zähne. Ich achte auf meine Gedanken.

Ich warte auf den Erlöser? Ich löse eine Fahrkarte. Und werde dauernd wegen Schwarzfahrens rausgeworfen. Und nicke dabei freundlich.

Ich nicke dabei nicht mehr freundlich. Ich grummle. Aber ich habe Verständnis. Für die Belange der anderen, für die Probleme der anderen... Und was läuft bei mir? Was ist mit meinem Mist? Den lasse ich hinter einem Vorhang. Und will ihn nicht sehen, den Mist. Nehme stattdessen den Vorhang mit nach draußen. Und umhülle mich, sobald meine Augen und mein Herz bedroht sind, und die sind oft bedroht, und sehe dann nur noch Vernebeltes.

Ich will doch so gern mitspielen. Aber leider fühle ich mich ständig untertrainiert, habe das falsche Trikot an, weiß nicht wo mein Tor steht, weiß nicht, wer meine Mannschaftskameraden sind. Und was ist mit meiner Abwehr? Wieso lungert die immer noch in der Kabine rum?

Mein Team. Meine Kameraden. Meine männlichen Kameraden. Ich weiß nicht, wer die sind. Wo sind meine Kameraden? Wo sind die „Guten“? Die sich nicht klein kriegen lassen. Die Dinge tun, die wichtig sind, ohne dass sie Kompromisse eingehen, die ihre Ideen, ihre Ideale vernichten. Wo sind die, die weich sind und hart sein können?

Was funktioniert für mich? Was funktioniert nicht?

Ich habe verdammt noch mal keine Ahnung. Ich sehe die Dinge, die nicht funktionieren ziemlich gut. Ich bewerbe mich auf Dinge, die nicht wirklich funktionieren, ziemlich gut. Nicht funktionieren können? Nicht mit meiner Einstellung, anyway. Ich kotze mich selbst so an. Dass ich gerade hier auch schon wieder die Zeit verplempere. Neurotisch werde, oder gar hysterisch. Ich lasse mich ankacken. Und lächle noch dabei. Ich tue so als hätte ich enorme Kraft, und verschwende das bisschen dann noch.

Ich bin nicht am Ende. Nein. Ich bin... Wo bin ich? In der Mitte? Am Anfang? Ich fühle mich, als sei ich ständig am Anfang, immer irgendwo, wo ich mich bewähren muss. Zeigen muss. Mich beweisen muss. Dass ich es wert bin, gemocht oder bezahlt zu werden.

Und wenn ich mal an einem Ort bin, wo ich mich etabliert habe. Wo ich nicht mehr so viel kämpfen muss... mache ich mich dafür so lange schlecht und runter, bis ich den Ort verlassen muss. Mir neue Herausforderungen (Wände, gegen die ich laufe) suche. Wo ich dann stolz bin, dass ich Teilerfolge erziele, dass ich mich bemühe, dass ich mir so viele Dinge versage und trotzdem durchhalte.

Dass ich auch ohne Freundin und ohne die Partnerliebe durchs Leben ziehen kann. Und überlebe.

Überleben?

Ist das mein Ziel? Zu überleben?

Brauche ich keinen Krieg, mit Waffen, mit Hunger, mit Überlebensangst? Schaffe ich mir meinen eigenen Krieg? In meiner Realität, in meiner Welt, in meinem Kopf, in meiner Wahrnehmung? Und bin dabei der Krieger, der stets bereit ist. Und doch immer schon denkt, dass es ja zu wenig sein wird. Selbst wenn mal ein Kampf gewonnen ist – dann war es halt Glück.

Wo ist der Optimist in mir? Der letztendliche Optimist. Der zum Schluss sagt: OK. Es ist grade hart, aber ich weiß wofür ich das tue? Und es wird wieder besser werden. Nein, nicht nur besser, sondern toll.

Wo ist der rote Faden? Wo ist das Land, das längst in Sicht sein sollte? Ich hüpfe von Insel zu Insel, mache Riesensprünge, hektisch, unüberlegt, verliere den Horizont aus meinem Blickfeld.

Wo verdammt noch mal, wann verdammt noch mal, hört dieses wilde Rumgehopse auf? Wo ist das Festland? Der Boden. Das Fundament. Mein Boden. Mein Fundament. Meine Feststation. Ohne Mobiloption. Ohne Optionen. Mit selbstgewählten Möglichkeiten.

Es ist doch immer wieder meine nichtvorhandene Distanz, die ich zwischen mir und den Menschen, den Projektbeteiligten, eben nicht aufkommen lassen möchte.

Ja, und selbst bei Freunden sehe ich doch oft die Distanz, das was uns nicht verbindet. Die Fehler des anderen. Also auch meine eigenen. Die tausend Spielarten der Projektion. Diese Blicke, diese kühle Distanz im Beruf, macht mich einfach fertig.

Ich will das nicht mehr haben. Ich will das nicht mehr haben...

Ist dieser Wunsch ein Wunschtraum? Jeden den ich frage, wird mir das bestätigen. Also einpacken den Wunschzettel. Vernichten? Weglegen? Umschreiben? Nie mehr dran denken?

Überhaupt aufhören zu bedenken, mich zu ärgern, zu lamentieren, meine Situation zu beschreiben? Weil es ja doch nur Gejammere ist? Ja?

Wo ist meine Führung? Wo ist die meist so schwache Stimme, der ich nicht vertraue. Die ich so selten höre. Oder hören will?

Wer ist meine Führung. Die VERführung? Einem Blick zu folgen. Einem Gedanken. Noch einem Gedanken. Dem Wahrheitswillen. Dem Nichtlügenwollen. Dem Nichtwahrhabenwollen. Der Verzweiflung. Den wunderschönsten Brüsten, die ich nie haben werde? Dem unglaublichsten Lächeln, was nie für mich lächeln wird? Den traurigen Blick, der nie für mich weinen wird? Der Weltschmerz, der mich umhüllt wie eine warme Daunendecke. Das Fremdfühlen? Das Nichtperfektseingefühl?

Wer führt mich? Wohin?

Na, war das ein tolles Gedicht? Hast du etwas gelernt? Gespürt? Gehofft? Gehasst? Geliebt? Nein. Ich habe dir nichts vorgespielt. Ich habe dir meinen Moment „gegeben“. Der jetzt schon wieder ein anderer ist. Weil das Leben „Leben“ bedeutet. Weiterleben. Weitergehen. Oder am Fluss sitzen und das Leben vorüberziehen lassen? Nein, das ist keine Möglichkeit. Jetzt nicht. Das Leben fordert mich, zu leben. Fordert mich, meine Grenzen zu sehen, zu spüren. Zu betreten. Zu übertreten?

Ich soll mich gefälligst ernstnehmen! Den Ernst nehmen? Also wegnehmen? Also Spaß haben? Im ernst? Oder mit dem Ernst? Als Spiel sehen. Aber wie soll ich das Ernst nehmen?

Aufhören zu spielen? Anfangen zu... Ja, was... zu leben? Zu spielen? Das Leben zu verspielen? Das Leben zu spielen? Spiele zu leben?

Weiterleben.

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Letzte Aktualisierung: 2018.03.12, 20:57
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