samoth
Mittwoch, 9. Mai 2007
22:53 Uhr: 1 Monat Berlin
April 2007-04-16

Was für ein Kampf!

Ich muss mehr tun, weniger denken!

Ich muss heute Abend noch etwas tun, damit ich gleich, also nachher, mit ruhigerem Gewissen einschlafen kann. Und damit ich morgen noch mehr Chancen habe, einen Job zu bekommen. Ich will mir die Angst wegschreiben. Die Angst davor, dass ich es einfach nicht packe und in der Gosse lande. Die Angst davor, dass, wenn ich dran denke, es dann auch passieren wird. Ich will mir nicht mehr die ermutigenden Dinge „zurufen“. Ich will, dass ich gegen die Angst aufstehe und mich von ihr befreie.

Wenn ich meinen Gedanken jetzt freien Lauf lasse, werde ich vielleicht in einen Sumpf trudeln, der mich runterziehen wird. Ein Sumpf, indem ich unaufhaltsam absaufe. Mein Gott, mit meinem Selbstmitleid bejammere ich mich jetzt schon lange, und, ich, denke, auch, noch, dass, dies, Kunst, sei!

Erbärmlich?

Ja, nein! Alles Gedankenspiele. Und D. bekommt sein Recht. Was nicht getan wird, ist nicht. So einfach ist das! Kein Handeln, kein Recht auf Glück. Schreiben ist nur Selbstmitleid und brotlose Kunst, geboren aus der weiblichen Seite, der Seite des Duldens. Die, mit einem mächtigen Lacher, von der männlichen Hand der Handlung vom Tisch gewischt wird. Wusch! Ha, ha, ha.

Na, noch wer zu Hause?

Träume, ja, träum weiter, und versinke in deinen vielen Träumen und beschimpfe die Realisten, dass sie Opportunisten seien, und ängstliche, korrupte, kleine Seelen. Nur damit du einen Schuldigen hast und nichts tun musst.

Mein Gott Samoth, was läuft hier?

Wer schreibt diese Zeilen?

Welche unterirdische Macht übernimmt hier immer wieder das Ruder und segelt los ins Jammertal der Bemitleidung?

Ist es nicht möglich, poetisch zu sein und auch zu handeln? Ist es egozentrisch, dass ich mich immer wieder damit befasse? Oder ist es erleichternd? Bin ich reif für die Klapse? Sollte ich nicht besser Anfragen schreiben, damit ich Vorstellungsgespräche bekomme?

Ist die negative Seite grade so stark oder ist es die Lust am Leiden, oder beides? So dass wenigstens überhaupt was passiert?

Bin ich zu einsam? Könnte ich mit jemand drüber sprechen und dann wärs wieder gut?

Ist es naiv zu schreiben und daran zu glauben, dass ich mich mit meinen eigenen Haaren aus diesem Sumpf hinausziehen werde?

Traue ich mich jetzt einfach weiter vor? Und schreibe mal eine ganze Nacht durch? (Und denke mir dabei: Damit werde ich dann sicher berühmt und reich). Ganz ehrlich: Was hält mich denn auf? Warum habe ich das Gefühl, dass es eine unterbewusste Macht mich davon abhält mehr in die „richtige“ Richtung zu gehen. Oder genauer: Dass ich das Gefühl habe, dass ich eigentlich schon „über meine Verhältnisse“ lebe, dass ich zuviel Glück in meinem Leben schon aufgebraucht habe und nicht mehr Anrecht habe auf sehr viel mehr.

Oder haben viele Menschen dieses Gefühl, so wie ich? Und bin ich gar nicht so „besonders“, sondern tue mir einfach schwer „mit meinem Schicksal“ umzugehen? Oder sind „die anderen“ einfach pragmatischer und haben dadurch mehr Erfolg? Sollte ich aufhören zu Träumen und mich öfter überwinden, gegen dieses Gefühl „dass ich über meine Verhältnisse lebe“ ankämpfen? Mich ihm nicht so dahinjammernd ausliefern?

Alles Hirnwichserei. Ich sollte mich jetzt mal wieder beruhigen und mit kleinen Schritten weitergehen.

Aber mit welchen? Eigentlich ist es schon spät, aber das ist genauso eigentlich ja auch nur eine Entschuldigung.

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Letzte Aktualisierung: 2018.03.12, 20:57
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