samoth
Mittwoch, 9. Mai 2007
Intensive Zeit
Januar 2007-01-27, und ca. 18.00 Uhr

Ich bin echt missmutig,

verdammte Scheiße noch eins... Ich sitze da 2 Stunden im Lokal, und schaue Fußball, und schaue zu ihr rüber, der Bedienung, und überlege, soll ich? Nein, sie sieht zu mäuschenhaft aus. Nein, sie könnte auch besetzt sein. Nein, sie könnte ja was Alina erzählen. Nein, sie mag mich nicht, weil sie so schnell nach der Bestellungsaufnahme wieder weg gegangen ist und geschaut hat, als würde sie mich nicht für voll nehmen...

Ach Scheiße, wie oft hatte ich diese Situationen schon... Die letzten Monate, Jahre, Jahrzehnte? Es ist ein Trauma. Und ich bin deswegen echt ... ich weiß nicht was... Es kotzt mich an. Ich würd doch nur so gern mal wieder kuscheln. Mich überwinden, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Mein Gott, und wenn ich mir ne Abfuhr hole. Und wenn sie mich Scheiße findet. Wovor in Gottes Namen habe ich so eine beschissene Angst... Weil ich ja auch schon so alt bin? Und mir das nicht mehr erlauben dürfte? Ach Scheiße. Oder weil ich mit keinem darüber reden will? Mit wem soll ich drüber reden, zum 100.000sten Mal und warum? Inga hatte mir doch nen tollen Tipp gegeben.

Scheißdreck, ja, und dass ich so sauer bin und mich runter mache, das kotzt mich gleich noch mehr an. Himmelherrgott noch a mal, und über mir geht wieder wer... Das heißt, ich krieg gleich wieder Musik-Dröhnung von oben. Und kotze mich deswegen an. Weil ich dann auch nicht nach oben gehe, und sage, dass ich letzte Nacht wegen der Dröhnerei 2 Stunden Schlaf und ziemlich viele Nerven verloren habe...

Herrgott-Sakrament, es kotzt mich an. Nein, es ist auch nicht witzig. Für wen ich das schreibe? Warum? Damits mir besser geht danach... Geht’s mir dann wirklich besser. Ich komme mir grade wieder vor, wie so ganz oft, dass ich mich dabei beobachte wie ich existiere, wie ich bestimmte Dinge deswegen tue, weil sie gerade unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle „wie automatisch“ ablaufen (na ja, eben meistens bestimmte Dinge denke, aber eben nicht tue)...

Und wenn ich jetzt einfach hochginge? Und dem Max eins auf die Zwölf gäbe? Fühl ich mich dann besser? Ist doch auch wieder nur so ein beschissenes Klischee. Halt, Stopp. Ich bin ein denkendes Wesen... Und ich werde jetzt mal wieder runterkommen... und meditieren... und dann mal weitersehen...

Scheiße!

Oder ich schreibe jetzt mal wirklich was ich denke? Dass mich einfach alles ankotzt. Dass mir durch den Kopf geht, dass, dass meine ganze Familie, keiner von uns, es gelernt hat seine Gefühle zu zeigen. Oder auch nur zu überlegen, dass er z.B. Dinge, die ihn beschäftigen mit den Anderen bespricht, ohne dass man schon eine Entscheidung getroffen hat. Wir und ich insbesondere denken immer schon, dass wir etwas bestimmtes machen müssen und dass es halt so ist... und malen uns dabei eine (meist etwas grauslige oder gar beängstigende) Zukunft aus... Tja, so wie ich jetzt z.B. wieder... Ich bin nix, ich kann nix, ich hab keinen Mumm. Ich trau mich noch nicht mal, einen Penner mit nem Mohrenkopf glücklich zu machen... Gott oh Gott wie schrecklich. So ein Gefühl darf doch nicht sein. Das kann doch nicht sein. Wie soll ich mich damit denn bloß auseinandersetzen? Das hat mir noch nie jemand gezeigt.... Ja, aber auf meine Eltern oder Großeltern oder Onkel/Tanten die Schuld zu schieben, wäre wohl ein bisschen zu kurz gegriffen. Vielleicht ist es einfach völlig normal, so wie ich jetzt fühle? Und wenn mir jemand den Kopf in den Schoß nähme, dann wäre auch wieder einiges oder vielleicht sogar fast alles gut... Bei Sandra tue ich dummerweise immer so, als könnten diese Gefühle bei mir nicht auftreten. Zumindest bedauere ich sie innerlich, nach dem Motto, die Arme, so was ist ja nicht normal, bin ich froh, dass ich nicht so bin.

Und ich bin genau so! Na ja, fast, mit der Ausnahme, dass ich mich nicht traue, es zuzugeben. Herrgottnocheins. Aber langsam. Wenn ich schon mal zugeben kann, dass ich auch so bin, mich völlig beschissen fühle und auch heulen könnte, dann ist das vielleicht ja schon mal ein Fortschritt. Zumindest spüre ich so eine kleine Erleichterung in meiner Bauch-/Brustgegend. Jetzt eben.

Tief Durchatmen. Ja, ist doch gar nicht so schlimm. Ich muss ja jetzt nicht gleich ausrasten, nur weil ich ein weiteres Mal nicht die ganze Welt retten kann. Ich fühl mich blöd, trotz, oder gerade weil Samstag Abend ist und ich noch nix vorhabe. Und, was wohl mit am blödsten ist, mich hat noch keiner gefragt, ob ich was vorhabe.

Nun gut. Ich könnte jetzt schreiben, dass meine Zähne gleich ruiniert sind – wegen der beschissenen kleinen Jahrmarktmandeln (aus dem „Wir lieben Lebensmittel“-EDEKA, abgepackt und alles andere als frisch), aber das klingt dann wieder so genremäßig, nach irgend einem coolen Schriftsteller.

Ganz ehrlich gesagt, hab ich jetzt grade die Idee, das hier an Sandra zu schicken... So sieht sie mal, wirklich und total ungeschminkt, was, auch in Bezug auf sie, in meinem manchmal echt wirren Köpfchen vorgeht...

Sandra... Ich hoffe, du bist mir nicht böse, dass ich dir das jetzt gleich genau so per email schicken werde – als quasi Online-Tagebuch-Eintrag. Aber in Sachen Ehrlichkeit, finde ich, muss ich dat jetzt einfach mal tun – gerade auch Dir gegenüber, die du mir gegenüber deutlich ehrlicher bist als ich Dir gegenüber.

So, ja, sieh selbst was Du damit machst...

Alles Liebe und bis bald
t.

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