samoth
Freitag, 26. September 2008
Der kleine t. ist noch
Es war einmal ein Gottesdienst... Da kam ein Politiker, ein Priester, und viele Gläubige sowie der kleine t., etwas zu spät.

Der Priester war gar wohl gelaunt. Es wurde gesungen. Es wurde geschwiegen. Es redete der Politiker.

Dass man mit Ehrlichkeit in der Politik gleich einpacken könnte. Und das Vertrauen in der Politik untereinander sich hauptsächlich darauf gründet, dass man über die Kollegen und deren Kellerleichen ziemlich gut Bescheid weiß.

Es geht halt um Macht. Um die Ansammlung und die Ausübung. Und das Durchsetzen der eigenen Interessen.

So wie auch ansonsten im Leben. Und da ist auch der Wähler, der Konsument, der Berufstätige ja wohl ganz ähnlich unterwegs.

Und wer Macht ansammeln will, dem bleibt da nichts anderes übrig, als mitzuspielen.

Ein guter Politiker muss dies können, sonst hat er keine Chance, auch in eine entsprechende Machtposition zu kommen.

Ja, aber letztlich soll man doch den einzelnen Menschen betrachten. Den Politiker, den Priester und auch den "Normalo". Und gucken, was er bisher in seinem Leben gemacht hat. (Und darauf hoffen, dass die Dinge von denen man nichts weiß, schon nicht so schlimm sind.) Und dann entscheiden.

Dann war wieder Schweigen in der Kirche.

Zum Schluss wurde wieder gesungen. Und gesegnet. Und die Hände geschüttelt.

Ich hab den kleinen t. danach noch zu Hause getroffen. Und gehört wie er mit seiner Tante sprach:

Sag mal, Tante, aber bei dir ist das doch anders? Wenn du morgen früh Haare schneiden gehst, oder wenn du mit mir sprichst, sagst du doch ehrlich, was du meinst, oder. Und handeln tust du doch auch immer so. Das ist jetzt ziemlich wichtig für mich, Tante, da ich dir sehr stark vertraue.

Hm, die Tante schwieg, bevor sie sagte, dass dies im Leben vielleicht nicht immer möglich sei - mit der Ehrlichkeit. Und dass sich letztlich jeder einzelne diese Frage selbst beantworten müsste, wie ehrlich er im Leben sein will und kann. Und welche Ziele er hat. Und was er tun und sagen muss dafür. Und wie er das dann vor sich selbst verantwortet.

Hm, sagte der kleine t. Das verstehe ich nicht so ganz. Werden die Menschen, wenn sie unehrlich gewesen sind, darüber nicht traurig? Oder wie machen die das dann, wenn sie selbst mal angelogen werden?

Das gehört zum Erwachsen werden. Sagte die Tante. Und der kleine t. fragte sich, ob er jemals so erwachsen werden könne. Und was das denn das mit den eigenen Zielen und mit der Macht auf sich hat.

Dann ging er zu Bett, wo er fröstelte, bevor er in einen traumlosen Schlaf fiel.

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